Die Differenzen zwischen Menschen mit sehr unterschiedlichen politischen Ansichten sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten gewachsen. Das ergibt eine neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Demnach war die deutsche Gesellschaft zuletzt in den 1980er Jahren so gespalten wie heute. Die Analyse stützt sich vor allem auf zwei repräsentative Umfragen in den Jahren 2019 und 2020.
Politische Vorbehalte seien besonders gravierend zwischen Anhängern der AfD und Unterstützern der Grünen zu finden, zeigt die jüngste Befragung. Auch zwischen Wählern von AfD und Linkspartei verlaufe ein Graben. Ähnliches sei in den ersten Jahren nach Gründung der Partei Bündnis 90/Die Grünen zu beobachten gewesen, als sich Wähler von CDU/CSU und die Anhänger der neuen Öko-Partei unversöhnlich gegenüber standen. Als Beispiele für Politikfelder, in denen die Meinungen zuletzt weiter auseinandergingen als früher, nennt die Studie Zuwanderung sowie Steuern, Sozialleistungen und Klimaschutz. Auch bezüglich Klimaschutz versus Wirtschaftswachstum haben sich die Anhänger verschiedener Parteien auseinanderbewegt. 2013 betrug der Abstand zwischen den beiden am weitesten voneinander entfernten Parteien – damals Union und Grüne – 2,2 Punkte auf einer Skala von 0 bis 10. Ende 2019/Anfang 2020 lag der maximale Abstand zwischen den Parteien bei 3,8 Punkten, nun zwischen der AfD und den Grünen.
Meinung zu Migration und Geschlechterrollen geändert
Starke Veränderungen stellen die Meinungsforscher der Konrad-Adenauer-Stiftung im Langzeitvergleich unter anderem bei den Einstellungen zu Geschlechterrollen und Migration fest. Während sich 2009 noch rund 40 Prozent der Deutschen dafür aussprachen, die Zuzugsmöglichkeiten für Ausländer einzuschränken, vertrat Anfang 2020 nur noch jeder Fünfte diese Ansicht. Die Studienautoren vermuten, dass das damit zusammenhängt, dass die Zahl der Deutschen mit ausländischen Wurzeln zugenommen hat.
Noch stärker hat sich der Blick auf die Rolle von Frauen in Beruf und Gesellschaft gewandelt. Dem Satz „Einen Beruf zu haben, ist ja ganz schön, aber das, was die meisten Frauen wirklich wollen, sind ein Heim und Kinder“ stimmten 2012 noch 22 Prozent der Deutschen zu. Bei einer Befragung für die KAS-Studie Ende 2019/Anfang 2020 signalisierten lediglich noch neun Prozent der Erwachsenen mehr oder weniger starke Zustimmung zu dieser Aussage.