Am 3. April fand in Dortmund unweit der Westfalenhalle die vierte Financial Speed-Dating Night für Stiftungen statt. Und obwohl die Plätze nicht ausgebucht waren, entspann sich unter den anwesenden Stiftungsvertretern und den Vermögensverwaltern eine intensive Diskussion über richtige und vor allem sachgerechte Vermögensanlage.

Am 3. April fand in Dortmund unweit der Westfalenhalle die vierte Financial Speed-Dating Night für Stiftungen statt. Und obwohl die Plätze nicht ausgebucht waren, entspann sich unter den anwesenden Stiftungsvertretern und den Vermögensverwaltern eine intensive Diskussion über richtige und vor allem sachgerechte Vermögensanlage.
Von Sabine Kamrath und Tobias Karow

 

Die Frage der richtigen Kapitalanlage von Stiftungen überlagert aktuell zumeist die tägliche Stiftungsarbeit. Stiftungen sind verunsichert ob des Marktes, der Instrumente und der richtigen Partner. Vor allem aber zehrt das Gebot des Kapitalerhalts an den Nerven der Stiftungslenker. Entsprechend sorgte der Vortrag von Dr. Franz Schulte hier für Ablenkung, brachte er doch das Vehikel der Teilverbrauchsstiftung ins Spiel und räumte mit ein paar Vorurteilen auf. Beispielsweise schränkt sie nicht etwa die Stiftungsarbeit ein, sondern gibt der Stiftung unter Umständen sogar mehr Spielraum für das Ausreichen von Mitteln an die Hand. Für Schulte könnte eine Mischung aus einem zu erhaltenden und einem verbrauchbaren Stiftungsvermögen in bestimmten Fällen eine Lösung sein, dem Niedrigzinsdilemma zu entkommen, ohne die Nachteile von echten Verbrauchsstiftungen in Kauf nehmen zu müssen. Diese unterliegen derzeit hohen Anerkennungsvoraussetzungen und sind vor allem steuerlich nachteilig.

Teilverbrauchsstiftungen seien nicht ganz neu, sie rückten aber durch die gesetzliche Anerkennung von Verbrauchsstiftungen wieder in die Diskussion. Unklar ist laut Schulte derzeit noch die Haltung der Stiftungsbehörden und der Finanzverwaltung. Diese legen sowohl das Wesen Verbrauchsstiftung als auch der Teilverbrauchsstiftung als Alternativen zum bisherigen Stiftungsmodell unterschiedlich aus. Vor allem einige Stiftungsbehörden seien hier recht zurückhaltend. Für Schulte sei es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis die Zulässigkeit von Teilverbrauchsstiftungen allgemein akzeptiert und die Kriterien für die stiftungsrechtliche Anerkennung und steuerliche Behandlung aller Arten von Stiftungen mit ganz oder teilweise verbrauchbarem Stiftungsvermögen einheitlich und verlässlich festgelegt werden. Letztlich wies Schulte darauf hin, dass Deutschland seine grundsätzliche Ewigkeitsvorstellung für Stiftungen beibehalten sollte, aber die leichtere Anerkennung von Verbrauchs- und Teilverbrauchsstiftungen in bestimmten Fällen ein Beitrag zum langfristigen Bestehen des hiesigen Stiftungswesens sein dürfte. Erst recht im Umfeld niedriger Zinsen und damit eingeschränkter Möglichkeiten zur Kapitalmehrung.

Dortmund als Gastgeberstadt
Exakt an diesem Punkt setzte aufs Neue das Speed-Dating an. Drei Vermögensverwalter wanderten während eines Drei-Gänge-Abendessens von Tisch zu Tisch, um die anwesenden Stiftungen kennenzulernen und sich deren Sorgen und Nöte anzuhören. Präsentationen sind auf dem Speed-Dating nicht vorgesehen, stattdessen der persönliche Austausch, das Abtasten, das Kennenlernen. Nachdem das Speed-Dating im vergangenen Jahr in Frankfurt, Hamburg und München zu Gast war, führte die vierte Ausgabe nach Dortmund. Und wieder wollten es die anwesenden Stiftungen genau wissen, wie Stiftungsvermögen heute unter schwierigen Bedingungen doch so verwaltet werden kann, dass der Stiftungszweck noch zu erfüllen ist. Die drei Vermögensverwalter waren Schneider Walter & Kollegen aus Köln, die in Münster ansässige Kroos Vermögensverwaltung sowie die ebenfalls in Köln beheimatete ICFB Investment Consulting Financial Brokerage GmbH. Allen drei gemeinsam ist eine langjährige Stiftungsexpertise, die jedoch bei jedem anders akzentuiert ist. Das wiederum macht das Kennenlernen der Vermögensverwalter aus Stiftungssicht so interessant, können doch unterschiedliche „Spielarten“ der Herangehensweise an die Kapitalanlage einer Stiftung beleuchtet werden.

Aktien und Anleihen gehören ins Stiftungsdepot
Für Winfried Walter und Peter Schneider von der gleichnamigen Vermögensverwaltung ist zum Beispiel klar, dass heute in jedes Stiftungsdepot Aktien und Anleihen gehören, entsprechend können beide auch ihre jeweilige Expertise einbringen, Walter ist der Aktienmann, Schneider der Anleihenprofi. In den Gesprächen mit den Stiftungen war zu vernehmen, dass die Verunsicherung hinsichtlich der Aktie als stiftungsgeeignete Anlage durchaus greifbar ist, dass Stiftungen andererseits aber auch bei anderen Alternativen als der Aktie vorsichtig bis zurückhaltend sind. Für Winfried Walter ist das nachvollziehbar, jedoch konnte er im Gespräch überzeugen, dass viele Stiftungsvermögen aus Unternehmervermögen heraus resultierten, und dass dieses in vielen Fällen auch in Unternehmensbeteiligungen veranlagt war. Und nichts anderes sei ja eine Aktie. Peter Schneider wiederum konnte gut darlegen, dass auch am Rentenmarkt noch nicht alles verloren ist. Zwar sei der große Schwung vermutlich erst einmal vorüber, aber trotzdem ließen sich noch auskömmliche Strategien fahren. Stiftungen dürften sich auch nicht vom täglichen Hin und Her anstecken lassen, beide Vermögensverwalter waren sich in diesem Punkt einig.

Bei den Leisten bleiben
Für die Experten der Kroos Vermögensverwaltung gilt es dazu, die konservative Grundhaltung bei der Investition eines Stiftungsvermögens nicht aufzugeben, nur weil die Märkte dies momentan vermeintlich erfordern, oder erst recht, weil alle Welt davon spricht. Bernd Hashemian, Manager des Stiftungsfonds Westfalen, legte den Gästen nahe, sich nicht allzu sehr aus dem Segment der bekannten Anlagen zu entfernen. Zwar seien die Zeiten schwierig, aber darauf mit unausgegorenen Impulshandlungen zu reagieren, sei sicherlich fehl am Platz. Auch Hashemian wusste im Gespräch gezielt die Bedürfnisse der jeweiligen Stiftung abzuprüfen und machte sich so rasch ein Bild der unterschiedlichen Problemlagen. Diese reichten von zu geringen Erträgen aus der normalen Vermögensverwaltung bis hin zu einer Zustiftung bzw. einer absehbar zufließenden Erbschaft, die in diesem äußerst herausfordernden Umfeld angelegt werden müsse. Auch die beiden Vertreter der ICFB konnten hier Vorschläge skizzieren, wie die Stiftungen den Problemen begegnen könnten. ICFB-Gründer und Inhaber Bert-Ardo Spelter hörte entsprechend genau hin, als die Stiftungen ihre Positionen schilderten. Auch sein Haus kennt die Belange von Stiftungen genau, ist es doch auch Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Für Spelter ist Zuhören dabei zunächst die erste Pflicht, erst darauf aufbauend geht es darum, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Wer jedoch die Erfahrung einer vermeintlich „maßgeschneiderten“ Kundenberatung machen musste und eine für die eigenen Bedürfnisse völlig unpassende Lösung aufgedrückt bekam, ist von dieser Haltung sehr angetan.

Versiert aber verunsichert
Allen anwesenden Stiftungen war gemein, das sie durchaus versiert am Kapitalmarkt agierten, sie aber trotzdem offen sind für Anregungen und neue Ideen. Die Zeiten seien schlicht schwierig, um Augen und Ohren nicht offen zu halten, bemerkte ein Stiftungsvorstand. Die Stimmung während der drei Gänge war aber dennoch alles andere als resignativ, sondern vordergründig konstruktiv und positiv gestimmt. Das zeigte auch das Verharren der Gäste in den Gesprächen. Erst eine Stunde, nachdem die Gäste das Dessert serviert bekommen hatten, verabschiedeten sich die letzten Stiftungen in den verdienten Feierabend.

Fazit
Die vierte Financial Speed-Dating Night für Stiftungen litt ein wenig unter einer im Vergleich zu den Vorgängerveranstaltungen zu geringen Zahl an Gästen, dafür waren aber die Gespräche mit den drei anwesenden Vermögensverwaltern umso intensiver. Ein kleiner Kreis scheint besser gerüstet zu sein, um die großen Fragen zu diskutieren. Am Ende wurden eifrig Visitenkarten getauscht und sich zum gemeinsamen Kaffee verabredet. Insofern wussten die anwesenden Stiftungen das Angebot durchaus wertzuschätzen.

Die Financial Speed-Dating Nights für Stiftungen werden mit der 5. Ausgabe am 7. Oktober 2014 in Berlin fortgesetzt.

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