„Ich habe viel mitgenommen an Ideen“, sagte Jochen Seidel sichtlich zufrieden. Wie ihm ist es vielen der rund 200 Teilnehmer am Fundraising-Festival der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers am 18. Juni im Stephansstift gegangen. Miteinander sprechen, Ideen austauschen, sich gegenseitig stärken, schauen auf die Nachbarn – und obendrein noch vier Preise gewinnen. Das war eine Mischung, die vielen Gästen gefallen hat.
Von Dr. Stephan Schwier

Arend de Vries, der Geistlicher Vizepräsident der Landeskirche Hannovers und Jury-Vorstizender des 6. Fundraising-Preises erzählt ein Märchen bei der Preisverleihung. Foto: Isabell Massel
Unter dem Motto „Die Mischung macht´s!“ wurden auf dem zweiten Fundraising-Festival in Hannover nicht nur Vorträge gehalten und Möglichkeiten zum Austausch geboten. Spannend wurde es bei der Übergabe der Fundraising-Preise. Zunächst erzählte Arend de Vries, Geistlicher Vizepräsident der Landeskirche, von einem virtuellen Flug von Harz bis zur Nordsee und nahm alle Bewerber kurz in den Blick. Anschließend wurden alle Gewinnerprojekte vorgestellt. Neben dem Nachhaltigkeitspreis, der an die St.-Paulus-Kirchengemeinde/Paulz-Stiftung aus Buxtehude für ihre Kampagne „Den Himmel öffnen – verwurzelt sein“ ging, konnte sich die Kirchengemeinde Arche Noah Lachendorf über den Kreativpreis freuen: Bei ihrem Projekt „Jonny komm!“ wurden drei Wochen lang sechs pinke Flamingos von einem Vorgarten in den anderen geschickt. Der Konzeptpreis wurde gleich zweimal vergeben: Die Jury würdigte die Aktionen „Orgel auf Kur“ der Matthäuskirchengemeinde Lehrte und „Rette mich, wer kann!“ der Kirchengemeinde Schloss Ricklingen. Insgesamt konnten sich die vier Projekte über 10.000 EUR freuen.
Welchen Stellenwert Fundraising in der Hannoverschen Landeskirche hat, verdeutlichte Stephanie Springer, die Präsidentin des Landeskirchenamts. Bei der Eröffnung versicherte sie: „Fundraising ist ein Teil einer modernen Kirchenleitung“. Die inzwischen 17 Jahre alte Fundraising-Bewegung in der Hannoverschen Landeskirche sei beispielhaft. Dafür spreche auch die gute Basisausbildung, die nun von der European Fundraising Association anerkannt ist.

Podiumsdiskussion “Wie wirkt und was bewirkt Fundriasing in der Kirche und im Leben?” v.l.n.r. Moderator Tobias Glawion, ekn, Birgit Kern, Stiftung Brot für die Welt Berlin, Ralf Tyra, Haus kirchlicher Dienste, Hannover. Foto: Isabell Massel
Zur guten Mischung gehörten auch fünf Fachforen und ein Podiumsgespräch, bei dem Tobias Glawion vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (EKN) vier Fundraiser über ihre persönliche Mischung befragte. Birgit Kern von „Brot für die Welt“ brachte es auf den Punkt: „Wenn das Projekt stimmt, gibt es auch eine schöne Gemeinschaft.“ Gerade das Miteinander war für die Besucher wichtig. Neben guten Projekten wurden auch Zukunftssorgen besprochen. Dass nicht nur in der Kirche zunehmend ehrenamtliche Helfer fehlen, erfuhren die Gäste am Stand des Technischen Hilfswerks. „Wir müssen um jeden Menschen werben, um einsatzbereit zu sein“, sagte ein Vertreter des THW.
Für die Organisatoren ist das Festival ein schöner Erfolg: „Der Austausch mit den Teilnehmern und Mitwirkenden, der Einblick in ihre Projekte und die Veranstaltung insgesamt haben uns große Freude gemacht und deutlich vor Augen geführt, wie viel Engagement für Fundraising- und Stiftungsthemen in der Landeskirche Hannovers zu spüren ist und wie viel Begeisterung Ehren- und Hauptamtliche mit ihrem Einsatz verbreiten“, sagt Anna Findert vom Evangelischen MedienServiceZentrum (EMSZ). Die Gäste hätten alle zu ihrer eigenen Motivation beigetragen, „am Ball zu bleiben.“ Am Ball bleiben wird auch die Landeskirche Hannover. Sie plant das nächste Festival für den 9. Juni 2018.
Dr. Stephan Schwier ist Journalist und Fundraiser im Kirchenkreis Laatzen-Springe (Raum Hannover).