Verteilt auf die ganze Stadt wurde das Schwerpunktthema „Vom digitalen Leben in der analogen Welt“ in vielfältiger Weise umgesetzt. Andere Themen kamen auch nicht zu kurz.
Von Christine Bertschi
Die Stiftungsrunde zum Thema „Schöne neue Welt – von Sicherheit, Bildung und Kultur im digitalen Leben“ eröffnete die Berliner Stiftungswoche. Nicht nur die Gefahren, sondern vor allem auch die Chancen und Möglichkeiten des digitalen Lebens sollten im Fokus der Diskussion stehen.
Im Halbstundentakt stand die Fishbowl unter den drei Themen Sicherheit, Bildung und Kultur, mit je drei Diskutanten im Goldfischglas. „Das digitale Leben bestimmt uns alle – deshalb haben wir heute ganz viele Experten hier“, erklärte zur Begrüßung die Gastgeberin Regine Lorenz, Leiterin des Allianz Stiftungsforums am Pariser Platz neben dem Brandenburger Tor. Die vielen Experten im Publikum durften auch mitdiskutieren, denn das Fish-Bowl-Format hält auf dem Podium stets einen Platz für wechselnde Diskutanten frei.
Doch sollte in der analogen Welt des Allianz Forums neben dem Brandenburger Tor auch das Digitale miteinbezogen werden: Die Diskussion wurde per Livestream übertragen, und das Publikum wurde dazu aufgerufen, auf Twitter mitzudiskutieren.
Insbesondere zum Thema Bildung wurde kontrovers diskutiert: Gehören Laptops und Tablets in den Unterricht? Wie kann eine Generation von Lehrern ihre digital native-Schüler verstehen? „Die gesamte Architektur des Wissens ist von der Digitalisierung betroffen“, erklärte Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Eine Debatte zum künftigen Bildungskanon sei überfällig. „Das kann man nicht dramatisch genug einschätzen – zudem sind die Schüler besser equipped als die Lehrer.“ Doch es gebe auch positive Aspekte: Zum Beispiel gehen veraltete Deutungshoheiten verloren.
Kompetenzen sind nicht angeboren
Doch der Begriff der digital natives sei irreführend, so Kahl: „Diese Kompetenzen sind nicht angeboren, sie müssen erlernt werden.“ Laptopklassen alleine sagen noch nichts über den Lerneffekt aus – die Frage sei, wie wir es schaffen, dass durch die neuen Medien auch mehr Kreativität in den Unterricht komme.
Dass im Schulalltag auch ganz praktische Aspekte der Digitalisierung eine Erleichterung bieten, erklärte ein junger Lehrer: „Ich muss heute nicht mehr den Fernseher ins Zimmer rollen und vorspulen, und ich muss auch nicht mehr fünf Minuten mit dem Rücken zur Klasse stehen“, erklärte Christian Hanke, Referendar am Otto-Nagel-Gymnasium, einer „kreidefreien Schule“. Für seine Schüler sei das Digitale nicht mehr wegzudenken: „Facebook ist genauso real wie die Hausaufgabe, die ich erteilt habe“, so Hanke.
Welche Herausforderungen uns noch bevorstehen, ließ Malte Spitz (Bündnis90/Die Grünen) erahnen: „Wenn die Digitalisierung ein 100 Meter Sprint ist, haben wir 10 bis 15 Meter geschafft“, meinte er. Zum Thema Sicherheit betonte Spitz, was in der Diskussion oft vergessen werde: Dass nicht nur die Daten der Smartphones gespeichert werden, sondern auch beim Arzt und der Fluggesellschaft. „Wir waren die letzten Jahre zu zögerlich, haben uns nur gefreut über das neue iPhone – und nicht überlegt, was es eigentlich können sollte und wie sicher es sein müsste.“ Dennoch ruft er Politik und Zivilgesellschaft auf, sich bei der Netzpolitik nicht vom „Duktus der Angst“ treiben zu lassen.