Werte vermitteln
Die anwesenden Pro-bono-Intermediäre, selbst meist Gründer und Geschäftsführer ihrer Vermittlungsagenturen, kommen zu großen Teilen aus dem Non-Profit-Bereich und kennen die dortigen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen. Um Unsicherheiten in der Ansprache von Unternehmen zu klären, waren zum Summit auch Corporates unter anderem von SAP, GlaxoSmithKline, Mercedes-Benz-Bank, LinkedIn4Good, The Walt Disney Company, Allianz und DLA Piper eingeladen. Sie erklärten den Intermediären – in Regionalgruppen aufgeteilt – wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellen. Die Unternehmen sind wählerisch, zeigte sich: Eine gewisse Professionalität seitens der NPO setzen sie voraus – mit denen, die es am nötigsten hätten, möchten die Unternehmen nicht zusammenarbeiten. Und SAP zum Beispiel möchte lieber ihre Werte vermitteln als ihre Software installieren.
Best practice aus aller Welt
„Wir haben vor zehn Jahren angefangen, da war pro bono noch eine ganz kleine Kreatur“, berichtete Ikuma Saga, Gründer und Präsident von Service Grant Japan in Tokio. Den Beginn machten drei kleine Projekte, die Kinder im Krankenhaus unterstützten. „Unsere Idee war schon damals: nicht jeder muss Sozialunternehmer sein, helfen kann er trotzdem“, so Saga. Heute blickt der Intermediär auf eine Palette von Projekten und Vermittlungen. Eine der besonderen Innovationen aus seinem Hause ist zum Beispiel „Mamabono“: Ein Projekt für Mütter, denen eine Abwechslung zur Kinderbetreuung angeboten, und letztlich durch ihr Engagement der Wiedereinstieg in den Job erleichtert wird.

In den arabischen Ländern müsse pro bono zusammen mit den Revolutionen gedacht werden, so Shareen Mady, Gründerin der ägyptischen Online-Plattform Sharek. „Durch die Revolution fühlten sich die Menschen gestärkt, alle wollten helfen“, erklärte Mady. Insbesondere internationale Unternehmen wollten die Zivilgesellschaft unterstützen, es fehlte ihnen jedoch an Kontakten und Anknüpfungspunkten. Darum hat Mady 2011 die Online-Plattform „Sharek“ – die ägyptisierte Variante des englischen Wortes „share“ (teilen) – geschaffen. Sowohl Firmen als auch NPOs bewerben sich bei Sharek und geben an, an welchen Tagen, zu welchen Uhrzeiten, wie lange und in welchem Tätigkeitsfeld sie vermittelt werden möchten. Daraufhin fahren Mady und ihr Team zu den Bewerbern und machen sich ein Bild vor Ort. Danach erst kommt das Profil online, und „it´s just like facebooking!“, sagte Mady. Oder eher wie Online-Dating vielleicht: die Plattform schlägt Partner vor, die zu einem passen könnten. Fotos von Pro-bono-Aktivitäten können hochgeladen werden, und letztendlich können sogar beide Seiten einander bewerten.
Unternehmen überzeugen
Während bei der BMW Stiftung pro bono nur eines der Tätigkeitsfelder darstellt, konzentriert sich die Taproot Foundation vollumfänglich darauf. Seit 15 Jahren versucht die Stiftung in den USA, sozialen Wandel voranzubringen. Von Tagesprojekten über Videochats bis hin zu 500-Stunden-Hilfen vermitteln sie in allen Größenordnungen. Geschäftsführer Joel Bashevkin erzählt von seinen Erfahrungen, wie das Ansprechen von neuen Firmen und NPOs klappt. Bei Unternehmen bestehe – im Gegensatz zu den NPO – oft viel Überzeugungsbedarf, zuerst müsse überhaupt ein Verantwortlicher ausgemacht oder zum Einsteigen wenig nachhaltige Eintages-Angebote angeboten werden. „Darauf können wir später mit längerfristigen Projekten aufbauen. Wir müssen den Firmen vermitteln, dass ihre Mitarbeiter für ihr Ehrenamt etwas Besseres als Wände streichen oder Strände aufräumen verdient haben“, so Bashevkin.
Eine nachhaltige Unternehmens- und Personalentwicklung ist die Motivation der Firmen, ihre Mitarbeiter für Ehrenamt einzusetzen. Die Mitarbeiter stellen ihre Fähigkeiten in einem völlig fremden Umfeld unter Beweis, übernehmen soziale Verantwortung – und sehen in den kleineren Organisationen am Abend auch, was sie geleistet haben.
Stichwort
Pro bono (von lateinisch pro bono publico = für das Gemeinwohl) bezeichnet das Einbringen von beruflichen Kompetenzen in ehrenamtliches Engagement?
