DIE STIFTUNG: Club 5000, was ist das, in kurzen Worten?
Markus Spillmann: Der Club 5000 ist eine Support-Organisation für Handicap International, eine mit dem Co-Friedensnobelpreis ausgezeichnete humanitäre Organisation, die sich weltweit in knapp 60 Ländern mit mehr als 300 Projekten für Menschen mit Behinderungen einsetzt.
Mitglied des Club kann werden, wer jährlich mindestens 5.000 CHF spendet, daher auch der Name. In diesem Sinne richtet sich dieses besondere Gefäß speziell an Großspender und Firmen. Wir pflegen mit ihnen einen aktiven Austausch und wollen ihnen einen möglichst konkreten und projektbezogenen Einblick in unsere Tätigkeit vermitteln.
DIE STIFTUNG: Was heißt in diesem Zusammenhang Support Organisation?
Spillmann: Der Club unterstützt Handicap International generell mit Spenden, engagiert sich dabei aber im besonderen für ausgewählte Projekte und Themenbereiche über deren Fortschritt die Clubmitglieder regelmäßig unterrichtet werden.
Einige Clubmitglieder stellen in diesem Rahmen auch ihr spezielles Knowhow zur Verfügung und erweitern damit die Palette unserer Einsatz- und Unterstützungsmöglichkeiten.
DIE STIFTUNG: Nutzen Sie dieses Instrument gezielt im Fundraising?
Spillmann: Ja. Ich denke Großspender sind anspruchsvoller geworden. Sie haben mehr und detailliertere Fragen zu den verschiedenen Themen und wollen genauer wissen, was man wo und wie tut, wie nachhaltig unsere Projekte sind, und ob sie kulturell auch wirklich an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst sind. Deshalb laden wir die Clubmitglieder zweimal jährlich zu Veranstaltungen ein, an denen wir unseren Spendern und Partnern direkte Einblicke in unsere Arbeit und die Wirkung unserer Tätigkeit geben, wie an unserem Event vom 3. November. Dort erzählte ein Direktbetroffener aus seinem Leben. Der Mann arbeitete als Minenräumer, erlitt bei seiner Arbeit einen schweren Unfall und wurde so selbst zum Minenopfer. Auch seine Frau erzählte, was es heißt, als „indirektes Opfer“ von einem Minenunfall im engsten Familienkreis betroffen zu sein.
Diesen persönlichen Aspekt wollen wir mit dem Club 5000 unseren Spendern bieten. Somit ist es klar auch ein Fundraisinginstrument. Ich bin überzeugt, dass sich ein aktiver Austausch mit den Spendern je länger desto mehr in allen spendensammelnden Organisationen durchsetzen muss, wenn man in diesem Markt seine Position behaupten möchte.
DIE STIFTUNG: Worin liegen die Chancen, wenn man in Richtung Kooperationen mit Unternehmen denkt?
Spillmann: Der Club 5000 bietet Unternehmen die Chance, sich mit einem renommierten internationalen Hilfswerk, das sich für die schwächsten der Schwachen einsetzt und als Co-Friedensnobelpreis sicher einen besonderen Status genießt, zu assoziieren.
Wir bieten mit unserer Plattform die Möglichkeit, das eigene CSR-Engagement zu kommunizieren. Ein Aspekt, der vielen international ausgerichteten Firmen heute immer wichtiger wird.
„Tue Gutes und rede darüber“ ist heute weit mehr als ein neuer Marketing-Trend – die vertiefte personalisierte Information kommt einem echten Bedürfnis der Spender entgegen. Konsumenten wollen nicht nur selbst Gutes tun, sondern erwarten auch zunehmend gesellschaftliches und ökologisches Engagement von Unternehmen und Marken. Bei der Wahl zwischen zwei Marken gleicher Qualität und vergleichbarer Preise ist „Social Purpose“ nach empirischen Befunden mit 45% ein entscheidendes Kaufkriterium für Konsumenten.
Es ist also für beide Seiten, also das spendende Unternehmen wie auch unsere Organisation, ein Geben und ein Nehmen.
DIE STIFTUNG: Wo liegen die Schwerpunkte der Aktivitäten des Club 5000 aktuell?
Spillmann: Dadurch, dass der Club 5000 ein neuer Club ist, sind wir derzeit daran, die Vielfalt unserer Aktivitäten bekannt zu machen und Möglichkeiten sinnvoller Spenden aufzuzeigen. Damit möchten wir auch weitere Spender interessieren und motivieren, unserem Club beizutreten. Unsere Informationsveranstaltungen bilden dabei sicher einen wichtigen Pfeiler unserer Aktivtäten. Ebenso lancieren wir im November eine große Charity Auktion mit ricardo.ch, von der wir uns ebenfalls erhoffen, dass sie uns einerseits Aufmerksamkeit und andererseits Geld einbringt. Als spendensammelnde Organisation sind wir auf eine breit angelegte Spenderbasis angewiesen.
DIE STIFTUNG: Stichwort Schweiz: Ist der Club 5000 eine Schweizer Besonderheit?
Spillmann: Im Handicap International–Verbund gibt es in Frankreich den Club 1000, der jedoch etwas anders aufgebaut ist. Somit ja, der Club 5000 ist eine Schweizer Besonderheit. Ich denke jedes Land hat seine eigene Spendenphilosophie und die Spender haben unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse. Ich bin deshalb überzeugt, dass man auf die nationalen und regionalen Begebenheiten achtgeben muss, genauso wie bei den Projekten im Feld. Man darf weder an den lokalen Begebenheiten und Leuten vorbei kommunizieren noch agieren.
DIE STIFTUNG: Herr Spillmann, vielen Dank für diese interessanten Einblicke.
Das Interview führte Tobias M. Karow.
Markus Spillmann ist Jurist mit einem DAS in Nonprofit Management and Law der Universität Basel und arbeitet bei Handicap International Schweiz in Zürich.
Tipp: Herr Spillmann wird auch an den Zürcher StiftungsDialogen am 26. November teilnehmen.