Wer sein Vermögen in einer Stiftung verwaltet, hat zumeist nicht nur die reine Geldvermehrung im Sinn. Häufig geht es auch um gesellschaftliches Engagement – und dieses sollte sich in der Kapitalanlage widerspiegeln.
Von Marc Hellingrath
Geld, das beispielsweise für soziale Zwecke verwendet wird, sollte nicht mit Unternehmen verdient werden, die eben in diesem Bereich Nachholbedarf haben. Hier kann ein Asset Manager helfen, der entsprechende Kompetenzen bei der Analyse sogenannter ESG-Kriterien (Environment, Social, Government) vorweisen kann. Dabei werden Unternehmen nicht nur nach ihrem Ertragspotenzial durchleuchtet, sondern auch auf bestimmte Standards in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung überprüft. Fällt eine Firma hier durch, kommt sie für ein nachhaltiges Investment nicht infrage.
Wir bei Union Investment haben diesen Ansatz schon lange in unseren Werten und Investmentprozessen verankert. Bereits vor über 20 Jahren wurde unser erster Fonds, der Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigt, aufgelegt. Diese Expertise haben wir in den vergangenen Jahren konsequent weiterentwickelt. Um für unsere Kunden Ereignis-, Reputations-, Regulierungs- oder Klagerisiken in ihrem Anlageuniversum zu minimieren, haben wir beispielsweise die SIRIS-Datenbank eingeführt. Das proprietäre Sustainable Investment Research Information System enthält Analysen zu über 30.000 Wertpapieren von rund 7.000 Emittenten. Auf Basis von Informationen der Weltbank, der UN oder der WHO werden Unternehmen und Länder auf ihre Nachhaltigkeit hin untersucht. Die Portfoliomanager sorgen dann mit ihrer Expertise für die Umsetzung im Investmentprozess. Feri EuroRatings und das Handelsblatt haben uns wiederholt als besten Asset Manager der DACH-Region in der Kategorie „Socially Responsible Investing“ ausgezeichnet. Damit hilft Union Investment, Nachhaltigkeit als feste Anlagekategorie bei institutionellen Investoren wie Stiftungen, Versicherungen oder Pensionskassen zu verankern.
Nachgefragt bei…
Im Gespräch mit Marc Hellingrath (Union Investment) zu erfolgreichem nachhaltigem Vermögensmanagement in Stiftungen
DIE STIFTUNG: Herr Hellingrath, In Ihrer Arbeit legen Sie den Fokus stark auf nachhaltiges Vermögensmanagement. Inwiefern wirkt sich das beim Weltklimagipfel von Paris beschlossene Ziel, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen, auf die Vermögensanlagen von Stiftungen aus und inwiefern können Stiftungen mit ihren Geldanlagen ihren Teil dazu beitragen?
Marc Hellingrath: Die in Paris beschlossenen Klimaziele sind mit erheblichen Kraftanstrengungen verbunden. Ihre Umsetzung zwingt so manchen Großkonzern, sein Geschäftsmodell anzupassen. Beispielsweise wird die Förderung fossiler Energieträger in 50 Jahren nicht mehr den Stellenwert haben wie heute. Insofern werden sich auch die Anlagen von Stiftungen zwangsläufig verändern. Deshalb nutzen etwa Unternehmen, aber vermehrt auch Städte, sogenannte Green Bonds, um Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, wie Elektroautos, Fahrradwege oder energiesparende Straßenbeleuchtung, zu realisieren. Seit 2014 hat sich das Volumen dieser speziellen Anleihen mehr als verdoppelt, womit sie auch für institutionelle Anleger interessant werden. Da der Begriff allerdings nicht geschützt ist, braucht es einen Asset Manager mit entsprechendem Know-how für die Analyse und Titelauswahl. Mit dieser Expertise im Rücken können auf Nachhaltigkeit fokussierte Investoren, wie etwa Stiftungen, ihren Teil zur Einhaltung der Klimaziele beitragen.
DIE STIFTUNG: Inwiefern führen nachhaltige Anlagekonzepte auch zu einem optimierten Risikomanagement?
Hellingrath: Zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass nachhaltige Anlagen keine Performance-Einbußen mit sich bringen – das haben verschiedene Studien bewiesen. Die Gründe liegen auf der Hand: Konzerne mit beispielsweise einer schlechten Umweltbilanz werden in der Zukunft ebenso Probleme im Wettbewerb oder mit der Regulierung haben wie Firmen, die ihre Mitarbeiter nicht angemessen entlohnen und behandeln. Deshalb sehen wir die Nachhaltigkeitsfilter auch als Teil des Risikomanagements. Denn durch sie werden potenzielle Gefährdungen bei der Titelauswahl berücksichtigt, die ansonsten möglicherweise außen vor blieben. Unfälle in der Zulieferkette eines Textilunternehmens, eine brennende Ölplattform, Bilanzskandale, der menschenverachtende Umgang eines Handelskonzerns mit seinen Mitarbeitern oder die Änderung regulatorischer Rahmenbedingungen – all das kann an der Börse bares Geld kosten, wenn es nicht im Vorfeld erkannt wurde. Als Investor haben wir die Möglichkeit, entweder die kritischen Aspekte aktiv im jeweiligen Unternehmen zu adressieren, Stichwort Reputationsrisiken, oder unsere Beteiligung an solchen Konzernen aufzugeben und so das Risiko für unsere Kunden zu minimieren. Und durch den Verzicht etwa auf besonders schwankungsanfällige Werte findet eine weitere Optimierung angesichts der Investoren-Bedürfnisse statt.
DIE STIFTUNG: Welche besonderen Empfehlungen geben Sie den Stiftungen in Ihrem Kundenkreis mit auf den Weg? Inwiefern unterscheiden sich diese von Empfehlungen für andere Kundengruppen?
Hellingrath: In der Zusammenarbeit mit Stiftungen orientieren wir uns stark an den Zielsetzungen und Vorlagen aus der Stiftungsurkunde. Was ist der Wille des Stifters, gerade auch mit Blick auf nachhaltiges Investieren? Und was bedeutet Nachhaltigkeit überhaupt für den jeweiligen Kunden im Kontext der Dimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung? Ein besonderer Aspekt bei Stiftungen ist auch die Langfristigkeit der Anlage. Der Fokus auf den Vermögenserhalt und die Erzielung von Erträgen für den festgelegten Stiftungszweck unterscheiden sich von anderen Kundengruppen. Folglich zielen auch unsere Empfehlungen auf diese Bedürfnisse. Durch den Ausschluss bestimmter Sektoren im Anlageuniversum können wir Unternehmen mit ungenügenden Nachhaltigkeitswerten herausfiltern und damit Reputationsrisiken verringern. Entscheidend ist dabei die Analyse und Auswahl geeigneter Titel, die wir durch unsere langjährige Erfahrung und Marktexpertise bei Nachhaltigkeitsinvestments sicherstellen.
DIE STIFTUNG: Das klingt nach einer guten Investitionsmöglichkeit für Stiftungen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hellingrath.
Das Interview führte Martina Benz.
Marc Hellingrath ist Experte im Management von hauptsächlich institutionellen nachhaltigen Mandaten und leitet seit Juli 2016 die Abteilung Globale Aktien bei Union Investment. 2004 startete er als Rentenfondsmanager für europäische Banken. Bevor er ab 2007 die Verantwortung für das Corporate Bond Team Financials übernahm, war er Senior Portfoliomanager für unterschiedliche Unternehmensanleihen-Fonds.
Herr Hellingrath wird am 7. September auf den Zürcher StiftungsDialogen im Rahmen des Roundtables Vermögen & Finanzen sprechen.
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