Der Schweizer Stiftungssektor bewegt sich seitwärts. 349 neugegründeten Stiftungen im Jahr 2016 stehen 168 Liquidationen gegenüber. 2015 waren es 335 Neugründungen und 149 Liquidationen. Das zeigt der jüngste Schweizer Stiftungsreport 2017. Der Bericht, der von „Swiss Foundations“ (Verband der Schweizer Förderstiftungen), dem Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich sowie dem Center for Philanthropy Studies (CEPS) an der Universität Basel herausgegeben wird, ist heute veröffentlicht worden.
Die Zahl der Neugründungen entspricht dem Trend der vergangenen Jahre: Zwischen 2011 und 2016 lag die Anzahl der neu gegründeten Stiftungen jährlich zwischen 335 und 383. Ende 2016 waren insgesamt 13’172 gemeinnützige Stiftungen im Handelsregister eingetragen. Aufgrund der seit Beginn 2016 geltenden Registrierungspflicht für Familienstiftungen und kirchliche Stiftungen sind weitere Stiftungen im Handelsregister hinzugekommen, die jedoch nicht als gemeinnützig gelten und daher in der Statistik nicht aufscheinen. Die meisten Stiftungen existieren im Kanton Zürich (2’262), gefolgt von den Kantonen Waadt, Bern und Genf. Wie in den Jahren zuvor führen Genf (48) und Zürich (41) die Liste der Kantone mit den meisten Neugründungen an. Die höchste Stiftungsdichte weist der Kanton Basel-Stadt aus – 46 pro 10’000 Einwohner. Der schweizerische Durchschnitt liegt bei 15,8 Stiftungen.
Die 168 Stiftungen, die im Jahr 2016 liquidiert wurden, sind eine unverändert hohe Zahl, sogar höher als 2015. Dennoch scheint die große Welle an Beendigungen als Folge von ausbleibenden Zinserträgen vorbei zu sein, resümieren die Studienautoren. Im Durchschnitt waren die liquidierten Stiftungen 27,8 Jahre alt, die Hälfte ist erst nach 1996 gegründet worden.
Durch die im Handelsregister eingetragenen Personen und Funktionen lassen sich auch neue Erkenntnisse über die Governance-Strukturen von Stiftungen gewinnen. Insgesamt sind 69’845 Stiftungsratsmandate erfasst. Die Grösse der Gremien reicht von einem Mitglied bis hin zu vier Mitgliedern. Insgesamt engagieren sich 62’201 Personen als Stiftungsräte, davon haben 3’868 zwei Stiftungsratsmandate, und 1’352 sitzen in mehr als zwei Stiftungsräten. Die grosse Mehrzahl jedoch ist nur in einem Stiftungsrat aktiv.
Wie jedes Jahr fasst der Schweizer Stiftungsreport die wichtigsten Trends, Ereignisse und Fakten zum Schweizer Stiftungswesen zusammen. Untersucht wurden in diesem Jahr auch die Auswirkungen der Teilrevision des Stiftungsrechts von 2006, die den sogenannten Zweckänderungsvorbehalt einführte, wonach frühestens nach zehn Jahren eine Änderung des Stiftungszwecks erfolgen kann, wenn dieser Vorbehalt in der Stiftungsurkunde festgeschrieben wurde. Das Ergebnis: Von den 2006 gegründeten Stiftungen mit Vorbehalt hat keine einzige von der Änderungsmöglichkeit Gebrauch gemacht.
Wie schon in den vergangenen Jahren untersuchten die Projektpartner wieder eine schweizerische Region näher – der Fokus liegt dieses Mal auf der Romandie. „Insbesondere in Genf zeigt die Entwicklung, dass Stiftungen und Staat sehr erfolgreich partnerschaftlich zusammenarbeiten können und wie daraus ein Mehrwert für die Betroffenen entsteht“, geben die Studienautoren einen ersten Ausblick auf die Ergebnisse der Schwerpunktregion.
Der komplette Bericht kann unter www.stiftungsreport.ch heruntergeladen werden.