„Sobald es in Afrika einen starken Mittelstand gibt, brauchen wir uns um Schul- und andere Projekte keine Sorgen mehr zu machen. Das machen die Unternehmer dann selber“, wird ein Unternehmer aus Ghana auf der Website der Stiftung Manager ohne Grenzen zitiert. Die Idee, die dahintersteckt: Wirtschaftlich starke Länder können für sich selbst sorgen. In der Ausgabe 5-2018 hat DIE STIFTUNG Ansätze beleuchtet, wie Stiftungen genau dort ansetzen und die Wirtschaft in afrikanischen Ländern stärken können. Eine Option kann die Förderung von Sozialunternehmen sein.
Erfolgreiches Sozialunternehmertum
Ein afrikanisches Sozialunternehmen, das den Absprung in den Markt geschafft hat, ist die Hear X Group in Südafrika. Es hat eine App für Hörtests entwickelt und das Hilfsprojekt Hear South Africa initiiert. Dieses wiederum war der Anknüpfungspunkt für eine Kooperation mit der Schweizer „Hear the World Foundation“. „Das Start-up direkt zu unterstützen, wäre nicht möglich gewesen, da es die App kommerziell vertreibt“, sagt Projektleiterin Louise Sen von der Hear the World Foundation. Beim Hilfsprojekt aber kann die Stiftung ohne Weiteres mitwirken – und zwar indem sie Arbeitsstellen finanziert.
Wie Laien Ärzte ersetzen können
Aber beginnen wir von vorne: Durch den App-basierten Hörtest können selbst Laien das Hörvermögen von Kindern problemlos testen. Die von der Stiftung finanzierten Mitarbeiter sind für die App-Nutzung geschulte Bewohner eines der ärmsten Townships in Kapstadt. Sie führen vor Ort die Hörtests durch. Somit wurden nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch die Kliniken entlastet: Diese müssen sich nun nur noch um die Kinder kümmern, deren Testergebnis auffällig war. Teures Equipment ist nicht mehr notwendig, die Kosten für Hörtests sind um 50 bis 70 Prozent gesunken. Ergänzend hat die Hear the World Foundation eine Spenderbank an Hörgeräten für die Erstversorgung von Kindern aufgebaut, die verliehen werden, bis die Regierung Geräte bereitstellt. „Gerade im jungen Alter wäre es fatal, ein Kind monatelang auf eine Versorgung warten zu lassen, denn wertvolle Zeit für die Sprachentwicklung würde so verloren gehen“, erklärt Sen.
Die Regierung mit einbeziehen
Zwar hatte die Regierung bereits 2012 ein Hörtestprogramm für Schulkinder eingeführt, doch sie war mit der Umsetzung überfordert. Ende März 2019 will die lokale Projektleitung gemeinsam mit der Universität Pretoria der Regierung die gesammelten Daten aus der ersten Runde des Projekts präsentieren, denn sie hoffen, die Verantwortung in Zukunft wieder zurück an die Regierung geben zu können. Aufgezeigt werden soll, wie viele Tests gemacht wurden, wie viele Kinder unter Hörverlust leiden, wie wichtig die Hörgeräte sind und dass mit einer guten Vorsorge Kosten gespart werden können.
Wissen, wo Hilfe gebraucht wird
Aber nicht nur das. Die Hörtests finden in den Townships in sogenannten Early Childhood Development Centers, einer Art Kindergarten, statt. „Die Adressen sind der Regierung meist gar nicht bekannt“, erklärt Sen. Die Mitarbeiter vor Ort wissen, wo diese Zentren zu finden sind, da sie aus den Townships stammen. Wenn sie eines aufsuchen, um dort die Hörtests durchzuführen, registrieren sie dieses jeweils auf einer Karte. Das wiederum ermöglicht es der Regierung oder anderen Hilfsorganisationen, dort dann auch andere medizinische Versorgung anzubieten.
Dass Unterstützung dringend notwendig ist, steht außer Frage: „Von Kapstadts 3,6 Millionen Einwohnern leben 2,4 Millionen auf engstem Raum in Townships, was zu vielen medizinischen Versorgungslücken und nur sehr dürftigen sanitären Einrichtungen führt“, berichtet Sen. Unterstützt werden kann aber nur dort, wo es Anlaufstellen gibt und wenn man weiß, wo Hilfe benötigt wird.