Es waren deutliche Vorwürfe, die eine Handvoll aktueller und ehemaliger Mitarbeiter der Stiftung Frauenhaus Aargau-Solothurn (AG-SO) gegenüber der „Aargauer Zeitung“ äußerten: Die Arbeitspläne würden zu kurzfristig verschickt, Nachtdienste seien zu häufig und zu schlecht entschädigt, vakante Stellen würden monatelang nicht ausgeschrieben. Abgänge und Krankheitsausfälle häuften sich. „Der Betrieb ist gefährdet“, sagte eine der Mitarbeiterinnen.
Nach den Vorwürfen ist jetzt das Arbeitsinspektorat am Zug und überprüft die Arbeitsbedingungen in dem Frauenhaus. Über den Stand der Ermittlungen kann das Volkswirtschaftsdepartement aufgrund des „laufenden Verfahrens“ keine Auskünfte geben.
Stiftung Frauenhaus musste reorganisiert werden
SP-Grossrätin Elisabeth Burgener beobachtet den Konflikt mit Sorge und sieht die Stiftung in der Pflicht, diesen beizulegen: „Wichtig ist, dass die Aufgabe des Frauenhauses durch die internen Probleme nicht infrage gestellt wird“, wird sie in der „Aargauer Zeitung“ zitiert. Nun sei es am Stiftungsrat und am Kanton, die Qualität zu überprüfen und allfällige Mängel zu beheben. Parteikollegin und Nationalrätin Yvonne Feri befürchtet negative Begleiterscheinungen: „Für die Reputation ist dieser öffentlich ausgetragene interne Konflikt nicht ideal.“
Die Verantwortlichen der Stiftung räumen schwierige Zeiten für die Mitarbeiter ein. Den Grund dafür sehen sie in der Reorganisation, die aufgrund einer „existenziell bedrohlichen Situation“ vonnöten gewesen sei. Das Loch in der Kasse des Frauenhauses soll 260 000 Franken groß sein – trotz Spenden in der Höhe von 153 000 Franken. Das Defizit erklärt die Leitung der Stiftung mit der schlechten Belegung der zwölf Plätze im zweiten Halbjahr 2016. Denn das Frauenhaus finanziert sich zu fast 90 Prozent mit Tagespauschalen. Das heißt: Suchen weniger Opfer Schutz im Frauenhaus, gibt es weniger Geld.
Sockelbeträge statt Tagespauschalen?
SP-Politikerin Feri will nun Sockelbeträge prüfen, die auch in Frauenhäusern anderer Kantone zum Einsatz kommen und die unabhängig von der Belegung bezahlt werden. Bei der FDP stößt diese Idee auf wenig Zustimmung: „Auch eine Stiftung muss nach wirtschaftlichen Kriterien geführt werden. Dazu gehört es, Schwankungen einzuberechnen“, sagte FDP-Großrätin Jeanine Glarner: Es könne nicht sein, einfach mehr Geld zu fordern. Die Stiftung will jedenfalls auch selbst den Rotstift ansetzen: Pro Jahr sollen 100 000 Franken eingespart werden.