DIE STIFTUNG: Wenn das so ist – könnte dann Gold für Stiftungen sinnvoll sein, entweder als Barren oder als Aktie von Goldförderern?
Mönkediek: Ich habe zu Goldbarren und anderen Edelmetallen eine klare Meinung: Nein, weil kein Ertrag da ist. Und wenn ich mir die Historie von Goldminenaktien ansehe, muss ich feststellen, dass diese nicht kongruent zum Goldpreis laufen. Als Absicherung vor Inflation deshalb aus meiner Sicht für Stiftungen ungeeignet. Dann lieber Value-Investing.
Polleit: Ich hebe an dieser Stelle meist hervor, dass Gold das ultimative Zahlungsmittel ist. Es steht nicht im Wettbewerb mit Aktien oder Anleihen, sondern ist eine Alternative zu ungedeckten Papierwährungen. Meiner Meinung gehen wir für Kapitalanleger schwierigen, instabilen Zeiten entgegen. Es wird Änderungen in der Geldarchitektur geben, und deshalb habe ich viel Sympathie für etwas Gold im Stiftungsportfolio als Sicherheit im Rücken.
Lürßen: Wir haben alle keine Glaskugel. Aber generell sind die politischen Entwicklungen so, dass sie Sorge machen. Ich sehe jedoch weder Goldbarren noch Goldaktien im Stiftungsportfolio, höchstens auf Basis von Minenwerten im Rahmen eines Aktienfonds, wenn ich einen Manager finde, der sich in diesem Bereich sehr gut auskennt. Ansonsten ist mir das zu speziell.
Träg: Wir haben uns mit dem Thema beschäftigt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Gold für uns kein Investment ist, einfach, weil der Ertrag fehlt. Anders ausgedrückt: Ich habe nur Ertrag, wenn ich das Gold wieder verkaufe, und da bin ich auf der Spekulationsebene, und das wollen wir als Stiftung nicht.
DIE STIFTUNG: Vorhin fiel das Wort Private Equity bereits. Könnte das einen Lösungsweg für Stiftungen aufzeigen?
Lürßen: Das Thema finde ich für Stiftungen sehr interessant und sehe es als sinnvolle Alternative an. Allerdings bedarf es hier besonderer Aufklärungsarbeit und der nötigen Risikobereitschaft, jedenfalls bei den Stiftungen, die wir betreuen. Und es ist eine Frage der Anlagerichtlinien.
Polleit: Wenn sich eine Stiftung aus Gründen, die wir hier diskutiert haben, entscheidet, Vermögen in Produktivkapital anzulegen, lässt sich das prinzipiell auch durch Private Equity darstellen. Es sollte natürlich auch hier das Anlageprinzip „Preis versus Wert“ zur Anwendung kommen. Private Equity erlaubt das Investieren in Unternehmen, die nicht börsengehandelt sind. Diese Unternehmen werden in der Regel nicht tagtäglich vom Markt bewertet, was für Anleger, die Marktpreisschwankungen ausschalten wollen, positiv sein kann.
DIE STIFTUNG: Wo bekomme ich denn heute viel Wert?
Lürßen: Preiswert, das beinhaltet ja auch immer eine Erwartung in die Zukunft. Wenn wir gerade nach Amerika schauen, sehen wir da mehr Erwartung als hier. In Europa ist schon viel vorweggenommen.
Polleit: Als Value-Investor widmet man sich ganz intensiv der Frage, wie sich die Aussichten und Krisensicherheit eines Unternehmens abschätzen lassen, wie man es bewerten kann. Es gibt dazu Indikatoren, die man analysieren kann, und das erfordert in der Regel erhebliche Detailarbeit. Stellt man fest, dass eine Bewertung nicht mit hinreichender Verlässlichkeit möglich ist, kauft man das Unternehmen nicht.
Träg: Grundsätzlich halte ich Private Equity für ein passendes Thema für Stiftungen, denn dazu braucht es Zeit, und das haben Stiftungen ohne Ende, sie müssen nicht das Kapital zu einem bestimmen Zeitpunkt liquide zur Verfügung haben. Was uns bisher aber abschreckt, ist die fehlende Möglichkeit zu reagieren, etwa wenn sich gesetzliche oder andere Rahmenbedingungen ändern. Anders als eine Aktie kann ich ein Private-Equity-Engagement in der Regel nicht liquidieren, sondern sitze bis zum Ende drin. Deshalb zum jetzigen Stand: nein. Für kleine Stiftungen ist das ohnehin schwierig umzusetzen, und außerdem muss dort oft erst der Sprung vom Tagesgeld weg in andere Anlageklassen bewältigt werden.