Der weltweite Bedarf an humanitärer Hilfe ist groß. Es gibt zahlreiche humanitäre Krisen, die andauern oder sich weiter verschärfen – sei es in Konfliktsituationen oder aufgrund von Extremwetterereignissen und Naturkatastrophen.
Doch nicht alle Krisen werden gleichermaßen öffentlich wahrgenommen, nicht alle betroffenen Länder oder Regionen werden ihrem humanitären Bedarf entsprechend unterstützt – und werden somit zu vergessenen Krisen.
Was ist eine vergessene humanitäre Krise?

Jemen: Wassertank des Jemenitischen Roten Halbmonds in Sanaa. Wegen des Krieges und der Zerstörung der Infrastruktur herrscht Wassermangel im Jemen. Foto: DRK
Gemäß der Generaldirektion für Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission (ECHO) zeichnet sich eine vergessene humanitäre Krise durch eine schwere und lang anhaltende humanitäre Notlage infolge von Konfliktsituationen oder einer Häufung von Extremwetterereignissen, Naturkatastrophen oder sogar einer Kombination von beidem aus.
Ein großer humanitärer Bedarf steht keiner oder nur unzureichende internationaler Hilfe und Schutz für die betroffenen Menschen entgegen. Politische Lösungen bleiben aus, gleichzeitig besteht die Notwendigkeit eines längerfristigen humanitären Engagements. Mangelndes bis nicht vorhandenes Medieninteresse führt häufig zu einem ebenso geringen Spendeninteresse der Öffentlichkeit. Betroffen sind fast immer Minderheiten innerhalb eines Landes und/oder Gruppen von Menschen, deren Lebensbedingungen unter dem Durchschnitt des gesamten Landes liegen.
Mehr Menschen auf der Flucht
Vergessene Krisen sind meist auch im Kontext von Flucht und Migration zu sehen. Seit letztem Jahr hat sich die Zahl der Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Folgen des Klimawandels und Krisen aller Art weltweit noch einmal erhöht und liegt bei 84 Millionen (UNHCR).

Vor Ort: Einheimisches Personal des Sudanesischen Roten Halbmondes vor einer mobilen Klinik, die das DRK zur Verfügung stellt, in einem Dorf im Darfur. Foto: DRK
Konflikte und (Natur-)katastrophen machen nicht an Ländergrenzen halt. So werden Transit- und Nachbarländer sowie angrenzende Regionen häufig ebenfalls zum Krisengebiet: Fast drei Viertel der Geflüchteten suchen in einem Nachbarland Schutz. Diese trifft es dann oft gleich doppelt: Häufig sind Teile der lokalen Bevölkerung bereits auf Unterstützung angewiesen und es fehlen zudem die Infrastruktur und Mittel, um zusätzlich ins Land kommende Geflüchtete adäquat versorgen zu können.
Fast 51 Millionen Menschen leben als Binnenvertriebene. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 sind weltweit Konflikte und Gewalt wieder aufgeflammt. Besonders stark stieg die Zahl in Afrika.
Das DRK arbeitet weltweit in Herkunfts- ebenso wie in Transit- und Zielländern zum Schutz dieser Menschen. Im Rahmen der Kampagne werden Projekte in verschiedenen Weltregionen vorgestellt, die besondere Unterstützung benötigen. In allen Vorhaben geht es darum, diejenigen zu unterstützen, die unter Gewalt, Konflikten und Naturkatastrophen leiden oder ihre Heimat verlassen mussten. Sie eint die humanitäre Notlage.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) macht mit der Aktion #VergesseneKrisen auf vergessene Krisen aufmerksam. Mehr Informationen gibt es hier.