Sklaverei ist offiziell weltweit abgeschafft, aber es gibt sie noch immer: in Form von Kinderarbeit, Ausbeutung, Zwangsprostitution und Leibeigenschaft. Heutzutage wird von Menschenhandel gesprochen, die Bandbreite ist groß: Eine Jugendliche wird gezwungen, bei einer entfernten Tante im Haushalt zu helfen, ein Bauarbeiter wird unter falschen Versprechungen in ein anderes Land vermittelt und ausgebeutet, eine Angestellte von Diplomaten wird wie eine Leibeigene gehalten, Frauen landen in der Sexindustrie.

Winnie Mutevu ist Programmdirektorin von HAART in Kenia. Foto: Joerg Boethling
40 Millionen Betroffene
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen von 2020 sind weltweit rund 40 Millionen Menschen betroffen, fast drei Viertel von ihnen sind Frauen und Mädchen. „Man kann immer dann von Menschenhandel sprechen, wenn der Mensch als Ware behandelt und nicht mehr in seiner Personenwürde wahrgenommen wird“, fasst es missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber zusammen.
Die Betroffenen von Menschenhandel kommen häufig aus dem Globalen Süden. Beispiel Kenia: Die Hauptstadt Nairobi fungiert als internationales Drehkreuz in den Nahen Osten und nach Osteuropa. Viele verarmte Menschen vom Land ziehen in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Hauptstadt, gleichzeitig strömen Geflüchtete aus umliegenden Ländern hin. Die Hoffnung auf ein besseres Leben in Nairobi selbst oder im Ausland spielt dubiosen Vermittlern in die Hände.
Seit 2010 kümmert sich die Nichtregierungsorganisation HAART (Awareness Against Human Trafficking), ein Partner von missio München mit Sitz in Nairobi, um Menschen, die Opfer von Arbeitssklaverei und sexueller Ausbeutung geworden sind.

Community-Workshop in Eastleigh, einem Stadtteil von Nairobi Foto: Joerg Boethling
Über ein weites Netzwerk erfährt HAART von Betroffenen in Kenia oder anderen Ländern, kümmert sich bei Bedarf um die Rückkehr nach Kenia und stellt Schutzräume zur Verfügung, in denen die Menschen sicher untergebracht, medizinisch versorgt und psychologisch betreut werden. Für alle Aufgenommenen wird eine Bedarfsanalyse erstellt, die die erforderlichen Hilfsangebote festlegt.
Aufklärung und Kooperation
Winnie Mutevu, die Programmdirektorin von HAART, und ihre Mitarbeitenden sind dabei unermüdlich bemüht, das Bewusstsein für die verschiedenen Formen des Menschenhandels in Kenia zu schärfen. In enger Zusammenarbeit mit Diözesen, Pfarreien und Kleinen Christlichen Gemeinschaften klären sie gefährdete Personen über die Methoden der Menschenhändler auf und informieren über sichere Möglichkeiten der Arbeitsmigration. Zudem arbeitet HAART mit der Polizei zusammen.
Im Oktober war Winnie Mutevu Gast von missio München, um über ihren Kampf gegen Menschenhändler zu berichten und um sich auszutauschen und zu vernetzen: „Niemand kann diese Aufgabe alleine bewältigen. Es geht darum, wie wir uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam Wege finden, wie wir Menschenhandel global eindämmen können“, sagt Winnie Mutevu.
Mehr Informationen zum Haart-Projekt und der Unterstützung durch missio München