Ursprünglich stammt die Idee aus Dänemark, aber inzwischen sorgt sie immer öfter auch hierzulande für Gesprächsstoff – im wahrsten Sinn des Wortes: „Lebende Bücher“. Dabei treffen Menschen, die etwas zu erzählen haben, auf Menschen, die sich trauen, nachzufragen. Eine motivierende Anleitung zum Nach- und Mitmachen.

Ursprünglich stammt die Idee aus Dänemark, aber inzwischen sorgt sie immer öfter auch hierzulande für Gesprächsstoff – im wahrsten Sinn des Wortes: „Lebende Bücher“. Dabei treffen Menschen, die etwas zu erzählen haben, auf Menschen, die sich trauen, nachzufragen. Eine motivierende Anleitung zum Nach- und Mitmachen.
Von Harald Gruber

 

Eszter Fontana sitzt in der Stadtbücherei Leipzig und schmunzelt ihre beiden Gegenüber an. „Schön, dass Sie da sind – dann fragen Sie mich mal aus!“ Es ist Samstagvormittag, die gebürtige Ungarin und pensionierte Direktorin des hiesigen Museums für Musikinstrumente ist eines von insgesamt zehn „lebendigen Büchern“, die sich heute hier versammelt haben, um sich interessierten wildfremden Menschen für ein Gespräch zur Verfügung zu stellen. 20 bis maximal 30 Minuten dauert die „Leihfrist“. Dann, nach einer kurzen Pause, geht es für die „Lebenden Bücher“ (und vielleicht auch für den einen oder anderen „Ausleiher“) in die nächste Runde.

Auf der einen Seite ein „Lebendes Buch“, also ein Mensch, der sich in einem halb öffentlichen, halb privaten Raum als Gesprächspartner zur Verfügung stellt. Auf der anderen Seite „Entleiher“ die so die Möglichkeit bekommen, mit Menschen in einen Dialog zu treten, über die sie vielleicht schon mal etwas gehört haben und auf die sie schlichtweg neugierig sind. So lautet in wenigen Worten ein noch recht neues aus Dänemark stammendes Veranstaltungsformat, das für alle Beteiligten gleichermaßen spannend wie gewinnbringen ist – und mit vergleichsweise einfachen Mitteln nachgeahmt werden kann.

In Leipzig beispielsweise haben sich dafür die Stadtbibliothek und die Stiftung Bürger für Leipzig zusammengetan. Premiere gefeiert wurde im Frühjahr 2015 zum „Internationalen Tag des Buches“ am 23. April. Und weil der Erfolg alle Erwartungen in den Schatten stellte, ging im November bereits die zweite Runde über die Bühne.

„Ankommen in Leipzig“ hieß da das brandaktuelle Thema. Als „Lebende Bücher“ hatten sich Leipziger Bürger zur Verfügung gestellt, die entweder aus anderen Kulturkreisen stammen und hier eine neue Heimat gefunden haben, aber auch ein Ehepaar, das einst vor dem DDR-Regime in den Westen geflüchtet und als Rentner wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt war. „Ausgeliehen“ wurden sie von alles in allem knapp 70 Interessierten, die mehr über diese ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten erfahren wollten – ungefiltert und direkt, vor allem aber: ohne sich für ihre Neugier entschuldigen zu müssen.

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