DIE STIFTUNG: Ist ein Projekt geschafft und lief dieses einigermaßen reibungslos ab, stellt sich schnell das Gefühl ein, gemeinsam etwas Großes bewirkt zu haben. Doch wie finden Sie raus, ob das auch stimmt?
Dr. Felix Streiter: Wir begleiten die Umsetzung eines Projekts zunächst durch eigenes Monitoring. Hierfür gibt es eine regelmäßige Kommunikation mit dem Projektpartner, sowohl informell als auch über klar definierte Berichtsformate, Gesprächsforen und Steuerungsgremien. Auf diese Weise bekommen die Mitarbeiter in der Stiftung einen guten Überblick, ob der Projektverlauf wie geplant realisiert wird, und vielfach ein Gefühl für die Effekte, die von einem Projekt ausgehen.
Doch je enger man als Förderorganisation ein Projekt begleitet, desto mehr wird man selbst Teil des Projekts. Trotz aller Sympathie für die handelnden Personen und das eigene Thema müssen wir uns daher ständig zu einer gesunden Distanz zwingen. Wir wissen, dass wir uns auf das eigene Gefühl nicht immer verlassen können. Darum nutzen wir systematisch externe Evaluationen – von der Ebene einzelner Projekte über thematische Portfolios bis hin zur Gesamtstrategie der Stiftung. Wir haben zum Beispiel den Grundsatz, dass jedes Projekt, das bei uns eine Folgebewilligung erhalten möchte, zunächst evaluiert werden muss.
Evaluationen analysieren die Maßnahmen eines Projekts und bewerten die Effekte im Hinblick auf die intendierte Zielerreichung. Vielfach liefert eine Evaluation zudem wertvolle Vorschläge beziehungsweise Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Projekten. Neben Glaubwürdigkeits- und Legitimitätsgründen haben externe Evaluationen auch einen funktionalen Aspekt. Denn eine gute Evaluation benötigt nicht unerhebliche zeitliche Ressourcen und setzt ausgefeilte methodische Fähigkeiten in der empirischen Sozialforschung, zum Beispiel zur Datenanalyse oder zur Gestaltung einer Umfrage, voraus, die wir so in der Stiftung nicht immer vorhalten können.
DIE STIFTUNG: Welche Fragen sollte man sich und anderen bei einer Evaluation stellen?
Streiter: Jede Evaluation ist anders, es gibt kein Passepartout. Bevor wir in die Inhalte gehen, fragen wir uns: Welche Funktion soll die Evaluation im vorliegenden Fall erfüllen? Wer sind die Adressaten der Evaluation: die Mitarbeiter und Gremien der Stiftung, der Geförderte, die fachliche Community, die Politik oder gar die Öffentlichkeit? Was ist der konkrete Gegenstand der Evaluation? Was genau wollen wir eigentlich wissen, welche Bestätigung unserer Vermutungen und welche neuen Erkenntnisse wären für uns handlungsleitend? Dabei kann es unter Umständen sinnvoll sein, den Blick über die unmittelbaren Outputs und Outcomes eines Projekts auszudehnen und den gesellschaftlichen Kontext im betreffenden Handlungsfeld in den Blick zu nehmen. Ein Projekt kann als solches erfolgreich sein, der Hebel für gesellschaftliche Veränderungen aber unter Umständen inzwischen woanders liegen. Wichtig ist, dass wir uns die Gedanken über das Ob und das Wie einer Evaluation gemeinsam mit dem designierten Projektpartner bereits vor der ursprünglichen Bewilligung machen. Wer wirkungsorientiert arbeiten will, muss die Dinge vom Ende her denken.