Die 500.000-Einwohner-Stadt Beira in der Provinz Sofala wurde am stärksten in Mitleidenschaft gezogen, aber auch andere Provinzen litten unter dem Tropensturm namens Idai und den Wassermassen, die er mitbrachte. Ganze Landstriche wurden überflutet. Mehr als 600 Menschen verloren ihr Leben allein in Mosambik, soweit bis jetzt bekannt ist. Fast zwei Millionen Menschen sind betroffen. Mehr als 240.000 Häuser wurden zerstört oder beschädigt.
Derzeit müssen fast 700.000 Menschen in der Provinz mit Nahrungsmitteln versorgt werden, denn der Sturm zerstörte die komplette Ernte, unzählige landwirtschaftliche Maschinen und Lagerhäuser mit Vorräten. Und damit nicht genug: Als Folge der Überflutungen brachen Cholera und andere Krankheiten aus, bisher wurden fast 3.000 Cholera-Fälle registriert.
Internationale Katastrophenzone

Vollkommene Zerstörung … Foto: © Mango Sound
„Das Wasser hat ganze Dörfer verschluckt“, so die Aussage eines Zeugen. Menschen mussten mit Hubschraubern von den Dächern ihrer Häuser gerettet werden. Die Vereinten Nationen sprachen von „der schlimmsten wetterbedingten Katastrophe der südlichen Hemisphäre“. Das Land wurde zur internationalen Katastrophenzone erklärt – analog zu Yemen, Syrien und Südsudan.

… durch Wassermassen und Sturm. Foto: © Mango Sound
Es dauerte einige Tage bis die Hilfe der internationalen Organisationen voll anlaufen konnte. Denn anfangs waren Straßen, Häfen und der Flughafen in Beira nicht benutzbar. Es gab kein Essen, kein Trinkwasser, keinen Strom, keine Medikamente. Internet und Telefonverbindungen fielen tagelang aus. Die gesamte Infrastruktur brach zusammen. Deshalb war es immens schwer, die Hilfe zu koordinieren.
Besonders hart trifft es Menschen mit Behinderungen. Viele sind immobil und konnten nicht so leicht vor dem Sturm flüchten. Auch sind sie beim Zugang zu Hilfslieferungen meist auf fremde Hilfe angewiesen. Um sie und ihre Familien kümmert sich nun Licht für die Welt. Die internationale Fachorganisation für Menschen mit Behinderungen arbeitet seit mehr als 15 Jahren in Beira und den umliegenden Provinzen. Auf blitzartige humanitäre Hilfe nach einer derartigen Katastrophe war die Organisation aber nicht eingestellt, denn die Entwicklung und Verwirklichung von Programmen dauert oft Jahre.
Ungewissheit und große Schäden
In den ersten Tagen nach dem Sturm wusste man in der internationalen Zentrale in Wien nicht einmal, wie es den Kollegen vor Ort ging. Es dauerte fast eine Woche, bis die Nachricht kam, dass alle den Sturm überlebt hatten, die Häuser aber – wie 90 Prozent aller Häuser der Stadt – abgedeckt worden waren.

90 Prozent der Dächer in Beira wurden durch den Sturm abgedeckt. Foto: © Mango Sound
Auch das Dach der nach mehrjähriger Bauzeit im Januar 2019 fertiggestellten Augenklinik wurde stark beschädigt. Wasser drang ein, auf die Bettenstation fielen Teile der Decke und die Fenster wurden beschädigt. Innerhalb kürzester Zeit musste das Dach provisorisch mit Planen abgedeckt werden, denn momentan finden dort Behandlungen für Patienten aller Art statt, da das benachbarte Stadtkrankenhaus ebenfalls beschädigt wurde und durch die vielen Verletzten aus allen Nähten platzt.
Nach 15 Jahren Aufbauarbeit stand Licht für die Welt somit praktisch vor dem Ende. Ein Plan musste her, wie das Erreichte gesichert und das Zerstörte wieder aufgebaut werden kann. Zuerst musste das Büro wiederhergestellt werden. In wenigen Tagen klappte auch der Kontakt zu den Partnerorganisationen, die sich draußen am Land um die Menschen mit Behinderungen und ihre Familien kümmern.
Ein Notfallplan musste her
Die Programmabteilung von Licht für die Welt entwickelte innerhalb nur einiger Tagen einen kompletten Maßnahmenplan, um Familien mit behinderten Menschen mit unmittelbarer inklusiver Nothilfe so gut und so schnell wie möglich zu helfen. Konkret geht es dabei um die Verteilung von Nahrung, Medikamenten und Nothilfe-Kits, die Wiederherstellung der Infrastruktur in den Projektgebieten und psychosoziale Betreuung.

Um die Nothilfe zu finanzieren, startete Licht für die Welt eine Kampagne. Foto: © Mango Sound
In den neuen Flüchtlingslagern, in denen tausende Menschen leben, die ihr Heim verloren haben, braucht es Unterstützung beim Management, Barrierefreiheit muss hergestellt werden und die internationalen Hilfsorganisationen werden für die speziellen Bedürfnisse für Menschen mit Behinderung geschult. Auch die Augenklinik muss sofort wieder aufgebaut werden. Letztendlich müssen auch die Dächer der beschädigten Wohnhäuser der Mitarbeiter von Licht für die Welt und seiner lokalen Partnerorganisationen repariert werden, damit kein Verzug bei der Projektarbeit entsteht, die tausenden Menschen helfen soll.
Grenzüberschreitende Kampagnenarbeit
Um die finanziellen Mittel aufzutreiben startete die Organisation ab Mitte März eine Kampagne in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol. Über ihre Mitarbeiter in Beira organisierte das Fundraising- und Presseteam in nur wenigen Tagen Fotos und persönliche Geschichten sowie Bestandsaufnahmen der Schäden als Grundlage für die Kampagne.
Postalische Mailings an Spender, ein spezielles Onlinespendenportal, Social Media, Newsletter und umfangreiche Pressearbeit brachten innerhalb von zwei Wochen fast eine Million Euro an Spenden, die nun für die nachhaltige Katastrophenhilfe verwendet werden. Spontan sagten weiters eiligst angefragte Stiftungen aus dem D/A/CH-Raum ihre Hilfe zu.
Der Wiederaufbau in Mosambik wird noch Jahre dauern, weshalb es neben der Soforthilfe auch in den kommenden Monaten und Jahren weitere Unterstützung brauchen wird. Hierbei können nicht zuletzt Stiftungen wertvolle Unterstützung leisten.
Zum Autor:

Foto: © Andreas Zednicek/bright light photography
Franko Petri ist seit fast drei Jahren Pressesprecher für Licht für die Welt in Wien. Mehrere (Presse-)reisen in die Projektgebieten mit internationalen Journalistengruppen führten ihn bereits nach Mosambik, Burkina Faso, Nordostindien und Südsudan.
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Dieses Video gibt einen Einblick in die Folgen des Zyklons Idai sowie in die Wirkung der durch Licht für die Welt gesammelten Spendengelder.
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Licht für die Welt und das Engagement in Mosambik

Die neu eröffnete Augenklinik nahm große Schäden. Foto: Licht für die Welt
Ziel der Organisation ist es, langfristig die Versorgung der Bevölkerung bei der Augengesundheit zu verbessern und das System im Land nachhaltig zu verändern, sodass behinderte Menschen voll in die Gesellschaft inkludiert werden. In Beira selbst unterhält Licht für die Welt ein Büro mit 18 Mitarbeitern, die mit zahlreichen nationalen und lokalen Partnerorganisationen zusammenarbeiten. Mit ihren Programmen hilft die Organisation tausenden Menschen mit Behinderungen vor allem in den ländlichen Regionen und inkludiert sie im Rahmen der so genannten Gemeindenahen Rehabilitation in die Gemeinschaft. Mit Stiftungsgeldern aus Österreich und Liechtenstein – große Zuwendungen kamen von der österreichischen Invicta-Stiftung und der Medicor-Stiftung aus Liechtenstein – baute Licht für die Welt dort zudem eine Augenklinik, die im Jänner 2019 den Betrieb aufnahm. Wenige Tage vor der Sturmkatastrophe fanden die ersten Operationen in der neuen Klinik statt und in Kürze sollte das neue Krankenhaus im Beisein von Stiftungsvertretern eingeweiht werden. Das Spital versorgt ein Einzugsgebiet von mehr als zwei Million Menschen, vor allem auch in den ländlichen Regionen. In Zukunft sollen dort 13.000 Augenuntersuchungen und mehr als 1.600 Augenoperationen im Jahr durchgeführt werden. Die Arbeit von Licht für die Welt wird unter anderem von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) unterstützt.