Von den insgesamt 47 angeschriebenen Banken, Vermögensverwaltern und Family Offices hätten 19 Institute nicht auf die Ausschreibung reagiert, drei Institute ihren Vorschlag verspätet oder gar nicht abgegeben, so die Fuchs | Richter Prüfinstanz in einer Pressemitteilung. Dass aus den 25 eingereichten Angeboten nur 13 die Vorqualifikation überstanden, habe vor allem daran gelegen, dass viele Anbieter in der Wertungskategorie „Anlagevorschlag“ hinter den Erwartungen der Stiftungen zurückgeblieben seien, so Jörg Richter, Geschäftsführer des Dr. Richter | Kompetenzzentrum Vermögen in der Pressemitteilung.
Außer dem Anlagevorschlag wurden die Investmentkompetenz, die Transparenz und das Serviceangebot untersucht und bewertet – die zehn besten Anbieter erreichten die nächste Runde, in der sie in einem so genannten Beauty Contest ihr Angebot mündlich vorstellten. Am Ende landete die BW-Bank aus Baden-Württemberg auf dem ersten Platz, auf Platz zwei und drei folgten die Oddo BHF Aktiengesellschaft und die Braunschweiger Privatbank.
Die Aufgabe 2019 – „ambitionierte, aber nicht unerreichbare Kundenziele“
Der diesjährige Markttest stellte die Teilnehmenden vor die Aufgabe, die Kreuzberger Kinderstiftung mit einem Stiftungsvermögen von drei Millionen Euro strategisch zu beraten. Durch die Rechtsform der gemeinnützigen Aktiengesellschaft darf die Kreuzberger Kinderstiftung ihr Vermögen angreifen, so die Prüfinstanz in der Pressemitteilung.
Zu den besonderen Erwartungen der Stiftung zählten demnach, dass aus dem Vermögen eine Verbrauchsreserve habe bestehen bleiben müssen und dass für das Langfristvermögen eine jährliche Rendite von 4,0 Prozent erwartet worden sei, wovon 2,5 Prozent ausgeschüttet werden sollten. Als maximale Risikogrenze seien 25 Prozent des Anlagevermögens vorgegeben worden. Die Verwaltungskosten sollten zudem pro Jahr unter einem Prozent liegen. Ralf Vielhaber, Geschäftsführer von Fuchsbriefe in Berlin, bezeichnet in der Pressemitteilung diese Vorgaben als „ambitionierte, aber nicht unerreichbare Kundenziele.“
Nachholbedarf in Steuerrecht und bei Dividendeneinnahmen im Aktienbereich
„Da den Banken die Einnahmen durch Staatsanleihen aufgrund der Niedrigzinsphase wegbrechen, müssten sie sich sehr viel stärker um höhere Dividendeneinnahmen im Aktienbereich und alternative Anlageklassen kümmern. Hier gibt es, gerade auch im Management von Stiftungsdepots, Nachholbedarf” – dieses Fazit fällt Ralf Vielhaber nach dem Markttest. So war unter anderem besonders aufgefallen, dass Anbieter lediglich in europäische Aktien investieren wollten.
In der Pressemitteilung weist Jörg Richter, Geschäftsführer des Dr. Richter | Kompetenzzentrum Vermögen, außerdem auf Wissenslücken im Steuerrecht bei Finanzexperten hin: „Nicht jeder Vermögensverwalter hat offensichtlich die Kapazitäten, neue und wichtige Entwicklungen im Bereich des Stiftungswesens zeitnah wahrzunehmen und in die Praxis umzusetzen.“
Im Interview mit dem Magazin Die Stiftung Juni/Juli 2019 spricht Ralf Vielhaber außerdem von fehlender Risikofreudigkeit bei Anbietern: „Was mich überrascht, ist, wie viele Vermögensverwalter sich schwertun, das Risiko mitzugehen, das der Kunde auch wirklich bereit ist zu tragen. Nicht alle sind so mutig, die Möglichkeiten auszunutzen und ein Portfolio abzuliefern, das auf die Wünsche des Kunden ausgerichtet ist. Viele fahren mit angezogener Handbremse, auch wenn der Stifter risikofreudiger ist.“
Über die Fuchs | Richter Prüfinstanz
Durchführende des Markttests war die Fuchs | Richter Prüfinstanz (ein Zusammenschluss des Verlags Fuchsbriefe, Berlin mit dem Institut für Qualitätssicherung und Prüfung von Finanzdienstleistungen, einem Geschäftsbereich des Dr. Richter | Kompetenzzentrum Vermögen) in Zusammenarbeit mit Quanvest, einem Risikomessspezialisten aus Bad Homburg. Von der Fuchs I Richter Prüfinstanz geprüft und bewertet werden, gemeinsam mit Kooperationspartnern, unter anderem Vermögensverwaltung und das Management von Stiftungsvermögen. Ziel der Prüfinstanz ist es, die Qualität in Beratungsleistungen transparent und vergleichbar zu machen.
Der aktuelle „Report Stiftungsvermögen 2019 – so legt eine Stiftung heute an“ (60 Seiten) ist für 74 Euro beim Verlag Fuchsbriefe erhältlich.