Die Gründung der mit einem Milliardenvermögen ausgestatteten Joachim Herz Stiftung machte bundesweit Schlagzeilen. Ebenso wie Stiftungen, die als Reaktion auf schreckliche Gewalttaten errichtet wurden und/oder Politprominenz auf den Plan riefen. Stifter, die mit unspektakulären Vermögenssummen ganz bestimmte Projekte fördern oder selbst initiieren, werden dagegen meist nur in ihrer Region und vielleicht noch in Fachkreisen wahrgenommen – sofern sie überhaupt Wert auf Öffentlichkeitsarbeit legen. Doch gerade Engagement wie dieses ist der eigentliche Motor des vielzitierten Stiftungsbooms.

Die Gründung der mit einem Milliardenvermögen ausgestatteten Joachim Herz Stiftung machte bundesweit Schlagzeilen. Ebenso wie Stiftungen, die als Reaktion auf schreckliche Gewalttaten errichtet wurden und/oder Politprominenz auf den Plan riefen. Stifter, die mit unspektakulären Vermögenssummen ganz bestimmte Projekte fördern oder selbst initiieren, werden dagegen meist nur in ihrer Region und vielleicht noch in Fachkreisen wahrgenommen – sofern sie überhaupt Wert auf Öffentlichkeitsarbeit legen. Doch gerade Engagement wie dieses ist der eigentliche Motor des vielzitierten Stiftungsbooms.
von Gregor Jungheim

Als Eberhard Wegener im Dezember 1999 auf seine Motivation für eine Stiftungsgründung angesprochen wurde, wies der Ulmer auch auf Folgendes hin: Er wolle zeigen, „dass Stiftungen nicht ausschließlich eine Sache von Millionenvermögen sind“. Der Architekt und seine Frau hatten damals zunächst 50.000 DM (ca. 26.500 EUR) für die Gründung der Behindertenstiftung Tannenhof zur Seite gelegt, was einem Zehntel ihres Vermögens entsprach.

Auch Dr. Ursula Schmid-Kayser musste in dieser Hinsicht noch ein wenig Pionierarbeit leisten, als sie im Jahr 2001 eine nach ihr benannte Stiftung im Raum Erlangen errichtete. „Das Thema Stiftung war in der allgemeinen Wahrnehmung in Deutschland primär großen Vermögen vorbehalten“, erzählt ihr Sohn Dr. Horst Kayser. „Dass man auch mit kleineren Beträgen eine Stiftung gründen kann, war noch nicht allgemein bekannt.“ Dabei standen der Stifterin bereits rund 550.000 DM (ca. 280.000 EUR) zur Verfügung.

Dem wachsenden Angebot an Stiftungsberatung und -serviceleistungen, der Arbeit der Verbände, zahlreichen Stiftertreffen und sicher auch dem Engagement der Bürgerstiftungen ist es zu verdanken, dass das Bild des Stifters als schwerreicher Mäzen der oberen Zehntausend etwas aufgeweicht wurde. Verschwunden ist es sicher noch nicht.

Nicht nur Bill Gates kann stiften
So berichtet Simone Thaler, Leiterin des Bayerischen Regionalbüros des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, dass Stifter in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch mit äußerst vermögenden oder längst verstorbenen Persönlichkeiten, „also Fugger oder Bill Gates“, assoziiert werden.

Wer mit kleineren Beträgen stiftet, muss sehr genau wissen, was er tut. Alle, die sich mit dem Gegenwert eines Einfamilienhauses als philanthropische Allrounder versuchen, werden äußerst schnell an ihre Grenzen stoßen. Selbst wenn sie aus ihrem Umfeld zahlreiche Unterstützer gewinnen, besteht ohne klares Profil immer noch die Gefahr, als Helfer in allen Lebenslagen missbraucht und mit geradezu aberwitzigen Förderanfragen überhäuft zu werden.

Rainer von Boeckh hatte einen Plan, und zwar einen sehr konkreten. Zu seinem 70. Geburtstag gründete er im Jahr 2005 mit zunächst 70.000 EUR die Rainer von Boeckh-Stiftung für das Naturparadies Grünhaus. „Meine Mitmenschen und die Umwelt mit ihren Ressourcen haben mir ein gesichertes, interessantes, komfortables Leben ermöglicht“, beschreibt der Stifter seine Motivation. „Ich möchte dieses Geschenk nicht nur konsumieren, sondern einen Teil solidarisch weitergeben – zum Schutz der Natur und zum Wohl kommender Generationen.“ Ziel der Stiftung ist es, in einer Region in der Niederlausitz ökologisch wertvolle Flächen zu verwalten und zu entwickeln und dort die freie Entfaltung der Natur sicherzustellen. Das gegenwärtig rund 300 Hektar große Gebiet trägt den Namen Mainzer Land, benannt nach der Heimat des Stifters.

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