Legalität bedeutet nicht zwangsläufig auch Legitimität. Diese Binsenweisheit hat besonders für Stiftungen eine über Jahrhunderte währende Aktualität. Die neuere Geschichte der Legitimität von Stiftungen in Europa mit Schwerpunkt in Deutschland, beginnend mit dem Jahr 1750, ist Gegenstand der hier vorliegenden Publikation.

Stiftungen sind ein stetiges Bedürfnis der Menschheit, wie sich durch Erwähnungen bereits in der vorantiken Zeit dokumentiert. Mit Verweis auf Bodin, Turgot und Kant beginnt Graf Strachwitz die Diskussion der sich verändernden Sicht auf die Legitimität von Stiftungen. Diese nährt sich zunächst aus einem veränderten Verständnis der Rolle des Staates und der beginnenden Entfernung von den Kirchen. Bei Hegel nimmt der Staat eine herausragende Rolle ein und drängt die individuellen und privaten, in das konstitutionelle Leben hineinwirkenden Handlungen der Bürger zurück. So entsteht die erste große Legitimitätskrise in Deutschland. Paradoxerweise entwickelt sich das Stiftungswesen, dokumentiert durch die wachsende Zahl an Neugründungen bis zum Ende des ersten Weltkriegs, zunächst hierzu im Widerspruch, wenn auch in zumeist enger Anlehnung an den Staat.

Die geistesgeschichtlich-politische Perspektive dieser Untersuchung besticht schon in ihrer bis heute wirkenden Gedankenkette. Inwieweit die Stiftungen als Instrument des Willens eines Einzelnen in eine demokratisch verfasste Gesellschaft passen und passen könnten, diskutiert Graf Strachwitz ausführlich zum Ende seiner Darstellung. Diese der Promotionsschrift von Graf Strachwitz entsprechende Publikation ist angenehm zu lesen und verzichtet auf den Gebrauch überflüssiger Fremdwörter. Ein lesenswerter und wichtiger Beitrag zur Stiftungsdiskussion in einer sich wandelnden Gesellschaft.

Swen Neumann

BuchcoverDie Stiftung – ein Paradox? Zur Legitimität von Stiftungen in einer politischen Ordnung

Autor/Hrsg.: Rupert Strachwitz
Verlag: Lucius & Lucius, Auflage:
Broschiert: 237 Seiten
Preis: EUR 48,00

 

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