Der Direktor des Karl-May-Museums und Geschäftsführer der Karl-May-Stiftung, Christian Wacker, verlässt nach zwei Jahren seine Radebeuler Wirkungsstätte und kritisiert den Vorstand scharf. Mitarbeiter üben deutliche Kritik an der geplanten Interimslösung.

Der scheidende Direktor des Karl-May-Museums und Leiter der gleichnamigen Stiftung, Christian Wacker, übt deutliche Kritik an der Radebeuler Einrichtung. Wie das Karl-May-Magazin berichtet, beschreibt der Museologe und Archäologe „problematischste Arbeitsbedingungen und schwerwiegende Missstände“ und spreche auch von Mobbing.

„Klassisches Mobbing“

Er habe zu Beginn seiner Amtszeit „wohlgemeinte Ratschläge von besagtem Mitglied des Vorstands erhalten, sah mich aber bald mit Gegendarstellungen konfrontiert und wurde daran erinnert, Weisungsbefugnisse umzusetzen zu haben“. Als promovierter Kulturwissenschaftler erachte er es als Anmaßung, sich in stundenlangen Telefonaten oder seitenlangen E-Mails „dorfschulmeisterlich belehren lassen zu müssen. Solche Diskurse können in einem Beirat geführt werden, dürfen aber nicht die Alltagsarbeit im Museum belasten“. Er kenne keine vergleichbare Institution, in der eine derartige Einmischung in die Museumsarbeit geschehe. Darüber hinaus sei er von „selbigem Mitglied des Vorstandes hinter meinem Rücken diskreditiert“ worden wurde. Es handle sich hier um klassisches Mobbing, „dem ich mich nicht weiter aussetzen werde“, lauten Wackers Vorwürfe, der sich „schockiert“ darüber zeigt, „dass in der Stiftung eine Meinung vertreten werden sollte, die der eines Mitglieds des Vorstands entsprechen musste“. Sämtliche Themen zu Karl May wurden so über eine einzige Person kanalisiert worden, deren Einschätzungen als „regelkonforme Stiftungswahrheit galten“.

Förderschädliches Verhalten

Auch auf Probleme beim geplanten Neubau des Museums geht Wacker ein. Er habe „erst nach Unterzeichnung des Geschäftsführervertrags“ erfahren, „dass die Stiftung bereits förderschädlich gehandelt hatte, noch bevor Förderanträge gestellt worden waren, indem sie einen Generalplanervertrag mit einem Radebeuler Architekturbüro unterschrieben hatte. Dieser fahrlässige Fehler wurde von Seiten der Stiftung ‚behoben‘, indem die ehemalige Geschäftsführerin fristlos entlassen wurde und mit Hilfe eines überteuerten Rechtsanwaltsbüros ein Aufhebungsvertrag mit dem Architekturbüro ausgehandelt wurde“. Das Budget sei darauf verwendet worden, „die fristlose Kündigung der ehemaligen Geschäftsführerin zu finanzieren (Abfindung, Rechtsanwalt), den Aufhebungsvertrag mit dem Architekturbüro abzuschließen (Rechtsberatung), ausstehende Honorare aus den Jahren 2016 und 2017 an das Architekturbüro zu bezahlen und die Skulptur des Brunnenengels umzusetzen, der im Januar 2018 noch vor meiner Zeit beauftragt wurde“.

Seit 2016 stünden dem Museum laut Stadtrat Martin Oehmichen Bundesmittel in Höhe von vier Millionen Euro in Aussicht, so der MDR. Diese fließen demnach aber nur, wenn sich Land und Sitzgemeinde zu gleichen Teilen daran beteiligen und das Museum Eigenmittel aufbringt. Darauf habe Wacker mehrfach hingewiesen. „Aber wie sich herausstellt, sind die Fördermittel für diesen Neubau nicht mal beantragt, weder bei der Stadt noch beim Land. Wir reden hier also über ein Luftschloss. Dann wirft ein Direktor eben auch mal hin.“

Vorvorgänger wird Interimschef

Wacker, der bereits im Februar gekündigt habe, tritt im Juni eine neue Generaldirektorenstelle in Kuwait an. Sein Nachfolger ist sein Vorvorgänger, so der MDR. Wacker ist nach René Wagner und Claudia Kaulfuß „die dritte Führungskraft, die in einem Zeitraum von sechs Jahren das Museum verlässt“. Mit René Wagner soll nun ein 2013 nach 29 Jahren entlassener Museumsdirektor zurückkehren. Das geht aus einer Mitteilung des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung und Radebeuler Oberbürgermeisters, Bert Wendsche, hervor. Wagner habe sich bereiterklärt, bis zum 30. Juni unentgeltlich das Museum zu leiten, so der MDR. Am 27. Juni soll demnach das Kuratorium der Karl-May-Stiftung zusammenkommen und über personelle Veränderungen im Vorstand beraten. Bis dahin sollen laut Wendsche auch die „öffentlich erhobenen massiven Vorhaltungen“ des scheidenden Wacker analysiert werden.

Scharfe Kritik aus Belegschaft

Die Reaktion der Mitarbeiter fällt eindeutig aus. „Wie kann es sein, dass man uns einen Interimsgeschäftsführer vor die Nase setzt, dem man 2013 unter anderem wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten gekündigt hat“, heißt es in einer Mitteilung. „Nach eben dieser Nachfrage unsererseits meinte Herr Wendsche, alle jetzigen Vorstände waren damals nicht dabei und hatten dementsprechend mit der Kündigung Herrn Wagners nichts zu tun.“ Die Mitarbeiter kritisierten zudem, erneut nicht ernst genommen zu werden. „Alle uns bewegenden Fragen und Probleme wurden nicht besprochen.“ So seien sie in großer Sorge vor einer Insolvenz. „Fragen, wie mit der Kurzarbeit weiter umgegangen werden soll, wurden schlichtweg nicht gehört“, heißt es weiter. Inzwischen haben die Mitarbeiter einen Betriebsrat gegründet. Der Förderverein dankte Wacker für die Einblicke in die inneren Abläufe und entzog dem Vorstand das Vertrauen.

www.karl-may-museum.de

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