Schon ein erster Blick auf den Buchdeckel weckt die Aufmerksamkeit. Was hat die Sigmund Freud Universität in Wien mit Vermögenskultur zu tun? Braucht Vermögen jetzt auch Psychotherapie? Nein! Der interdisziplinäre Blick der Psychologie auf Vermögen lässt allerdings erwarten, dass neue Aspekte in den Fokus geraten und unseren Horizont erweitern. Diesen Weg soll die neue Reihe „Schriften zur Vermögenskultur“ der Sigmund Freud University Press einschlagen.
Im ersten Band beschäftigt sich Dr. Petra Krimphove mit Philanthropen diesseits und jenseits des Atlantiks. Schnell werden die Unterschiede zwischen deutscher und (US-)amerikanischer Philanthropie deutlich. So handelt die amerikanische Gesellschaft aus dem tiefen Willen heraus, den Staat gestalten zu wollen, steht ihm aber gleichzeitig äußerst misstrauisch gegenüber. Diesseits des Atlantiks ist die Philanthropie dagegen eher aus dem Wunsch des deutschen Bürgertums erwachsen, zur adeligen Gesellschaft gehören zu dürfen. Die daraus resultierende Angliederung an den Staat und die Abgabe von bürgerschaftlicher Verantwortung für die Daseinsfürsorge hat sicher auch Einfluss auf das völlig andere philanthropische Verhalten.
Während in den USA vermögende nur „dazugehören“, wenn sie sich entsprechend engagieren, wird in Deutschland Philanthropie abgelehnt, wenn der Eindruck entsteht, dass staatliche Aufgaben ersetzt werden sollen. Auch im Bereich freiwilligen unentgeltlichen Engagements gibt es Unterschiede. Hierzulande darf man ausführend kostenfrei für den Nachfrager handeln (z.B. Kaffee und Kuchen für den Schulbasar), in den USA bekommt man auch gestalterischen Einfluss und wird einbezogen.
Solche mentalen Unterschiede sind der Gegenstand dieser sehr gut zu lesenden Publikation. Wir Leser dürfen uns auf weitere Bände dieser Schriftenreihe freuen.
Swen Neumann
Philanthropen im Aufbruch: Ein deutsch-amerikanischer Vergleich
Autor/Hrsg.: Petra Krimphove
Verlag: Sigmund Freud PrivatUniversitäts Verlag, Auflage:
Taschenbuch: Seiten
Preis: EUR 19,90