Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld wirkt per Satzung der gesellschaftlichen Diskriminierung homosexueller Männer und Frauen in Deutschland entgegen. Überraschender Weise warnt nun ausgerechnet eine Fachbeirätin in Interviews vor homosexueller “Werbung” und “Propaganda” an Schulen und bei einer Veranstaltung von Bildungsplan-Gegnern.
Prof. Karla Etschenberg, bis 2001 Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtserziehung e.V. und noch immer Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS), sorgt nun für hitzige Diskussionen. Zwar unterstützt sie offiziell das Erziehungsziel „Akzeptanz sexueller Lebensweisen“, warnt jedoch vor einer „Übertreibung“, wie sie etwa der Bildungsplan für Baden-Württemberg vorsehe. In einem Interview, das sie Ende vergangener Woche in der extrem rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ gab, wiederholte Etschenberg ihre Kritik: „Wenn Homosexuelle in der Schule homosexuell veranlagten Jugendlichen den Umgang mit ihrer Sexualität erleichtern wollen, ist das anerkennenswert. Wenn dabei aber für homosexuelles Handeln geworben wird, ist das inakzeptabel.“ Im Duktus der Bildungsplangegner sprach die Fachbeirätin u.a. von „Umerziehung“ sowie der „Sexualisierung von Kindern“ und denunzierte Mitarbeiter des Schulaufklärungsprojekts SchLAu als „Lobbyisten“.
In den Sozialen Netzwerken mehren sich unterdessen die Stimmen, die eine Entlassung Etschenbergs aus dem Fachbeirat fordern, weil sie mit ihren Äußerungen der Stiftung schade und ihren Zweck ad absurdum führe. Der geschäftsführende Vorstand Jörg Litwinschuh hat sich bereits in einem Facebook-Post klar von Etschenbergs Interview und Aussagen distanziert. Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete und Kurator Johannes Kahrs und die beiden Kuratoren Markus Johannes vom Schwulen Netzwerk NRW und Thorsten Brück vom Jugendnetzwerk Lambda fordern eine Erklärung der Fachbeirätin sowie gegebenenfalls „personelle Konsequenzen“.