Nach 20-jähriger Vorbereitung ist die Dauerausstellung zu Flucht und Vertreibung in Berlin fürs Publikum geöffnet. Träger ist die überparteiliche Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, die nach politischen Kontroversen entstanden ist.

Seit Mitte Juni ist die neue Dauerausstellung des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung für Besucher geöffnet. Sie soll beleuchten, welche Ursachen zu Flucht und Vertreibung führen und was dieses Schicksal für die Betroffenen bedeutet. Die Ausstellung ist Ergebnis eines 20-jährigen kontroversen Entstehungsprozesses. Bereits 1999 wollten Erika Steinbach und Peter Glotz ein „Zentrum gegen Vertreibungen“ gründen, um an die Flucht und Vertreibung unter anderem der Deutschen aus Osteuropa sowie die historischen Ursachen zu erinnern.

Erst 2005 fand ein ähnlicher Plan aber eine politische Mehrheit: Die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD schrieben in ihrem Koalitionsvertrag fest, ein „sichtbares Zeichen“ in Berlin setzen zu wollen, um „an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten“. Im Dezember 2008 gründete der Bundestag dafür die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung als überparteiliche, unselbständige Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie ist im Deutschlandhaus am Anhalter Bahnhof ansässig, das nach dem Zweiten Weltkrieg einer Organisation der Heimatvertriebenen als Standort diente und nach Mauerbau einer der ersten Anlaufpunkte für Flüchtlinge aus der DDR war.

Stiftung finanziert sich mit Geld vom Bund

Zweck der Stiftung ist es, die Erinnerung an Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert wachzuhalten. Laut Satzung erhält die Stiftung einen „jährlichen Zuschuss des Bundes nach Maßgabe des jeweiligen Bundeshaushaltsgesetzes“. Auch Zuwendungen von dritter Seite darf die Stiftung annehmen. Gesellschafter ist die Stiftung Deutsches Historisches Museum (DHM). Besondere Förderung erhält sie durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Als Maßnahmen zur Umsetzung des Stiftungszwecks wurden die Einrichtung einer Dauerausstellung definiert, die Erarbeitung von Einzelausstellungen zu Unterthemen, Forschungsförderung zum Thema, Sammlung und wissenschaftliche Auswertung von Materialien und Zeitzeugenberichten sowie die Zusammenarbeit mit Museen und Forschungseinrichtungen.

Ein wissenschaftlicher Beraterkreis ist daher eines der Stiftungsgremien. Dessen 15 Mitglieder beraten den Stiftungsrat und den Direktor in fachlichen Fragen. Der Beirat setzt sich aus Historikern, Migrationsforschern, Juristen, Schriftstellern und Politikwissenschaftlern aus unterschiedlichen Ländern Europas zusammen.

Viele Personalwechsel aufgrund politischer Kontroversen

Der Stiftungsrat besteht aus 21 Mitgliedern: Vertreter der Bundestagsfraktionen sind darunter, Entsandte des Auswärtigen Amtes, des Bundesinnenministeriums, des Bundes der Vertriebenen, der evangelischen und katholischen Kirche, des Zentralrats der Juden sowie die Präsidenten der Stiftungen Deutsches Historisches Museum und des Haus der Geschichte. Außerdem waren Historiker aus Tschechien, Polen und Ungarn als Mitglieder vorgesehen – sie zogen sich jedoch zwischenzeitlich aus dem Gremium zurück, da sie mit der politischen Ausrichtung der Ausstellung nicht einverstanden waren.

Auch auf dem Posten des Direktors gab es häufig Wechsel aufgrund politischer Kontroversen. Seit 2016 leitet die Historikerin und Kulturmanagerin Gundula Bavendamm die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung als Direktorin.

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