Thyssen-Krupp steht zunehmend unter Druck. Trotz einer Vielzahl an Restrukturierungsmaßnahmen kämpft der Konzern weiter mit finanziellen und strategischen Schwierigkeiten. Der Vorwurf des Missmanagements steht im Raum. 11.000 der über 100.000 Stellen sollen abgebaut werden. Teile der zentralen Stahlsparte will der Weltkonzern verkaufen. Von der Marinesparte will er sich komplett trennen. Inmitten dieser angespannten Lage steht die Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung, die mit über 20 Prozent die meisten Anteile am Konzern hält und somit die wichtigste Stimme in der Hauptversammlung hat. Die Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Ursula Gather, sitzt auch im Aufsichtsrat des Konzerns.
„Nur Interesse an Dividenden“
Gather sieht sich erneut der Kritik gegenüber, lediglich das Wohl der Stiftung im Blick zu haben und sich nicht hinreichend um die Zukunft des traditionsreichen Konzerns zu kümmern. Sie sei in der Firmenpolitik unscheinbar, zitiert das Manager Magazin Gathers anonym bleibende Kollegen im Aufsichtsrat des Konzerns. Gather interessiere sich vor allem für die Dividenden. Die gemeinnützige Stiftung finanziert sich ausschließlich über die Dividendenzahlungen des Konzerns. Sie weist ein Vermögen von rund 800 Millionen Euro aus, die vollständig in Thyssen-Krupp-Anteilen angelegt sind. Im Jahr 2023 bewilligte sie nach eigenen Angaben Förderaufwendungen von rund 8,5 Millionen Euro. Die Stiftung hat in den vergangenen Jahren fünfmal auf Dividenden verzichtet.
Bereits im Sommer 2024 hatten Gewerkschafter die Rolle der Stiftung kritisiert und vor der Villa Hügel demonstriert. Wie damals weist Gather die Vorwürfe zurück und verweist auf die Stiftungssatzung. „Das definiert die Satzung, die bei Gründung der Stiftung sehr eindeutig verfasst worden ist. In Paragraph zwei steht, der Zweck der Stiftung ist das gemeinnützige Handeln. Dem sind wir verpflichtet und können uns das gar nicht aussuchen. Hätte die Stiftung einen unternehmerischen Auftrag, dann hätte sie auf das Erbe des Stifters Erbschaftsteuer zahlen müssen“, so die emeritierte Statistikprofessorin gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
