Stiftungen professioneller – 
Vermögensverwalter reagieren nur langsam

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„Stiftungen formulieren präzisere Anlagerichtlinien als früher – von den Vermögensverwaltern wird die gesteigerte Professionalität aber nicht immer wahrgenommen“, sagt Frank Vielhaber, Geschäftsführer des Verlags Fuchsbriefe. Mit der Finanzkanzlei Dr. Richter bildet der Verlag die Fuchs Richter Prüfinstanz – der Zusammenschluss führt Markttests zu Vermögensverwaltern durch. Jedes Jahr bewertet er gemeinsam mit dem Analysehaus Quanvest die Qualität der Leistungen von Vermögensverwaltern für Stiftungen.

Dieses Jahr lautete die Aufgabe, eine passende Anlagelösung für die Stiftung Denkmalpflege Hamburg zu erstellen und überzeugend zu präsentieren. Die 1978 von der Hansestadt gegründete gemeinnützige Stiftung stand vor der Herausforderung, ihr in Wertpapiere und Immobilien investiertes Gesamtvermögen von über zwölf Millionen Euro neu zu strukturieren.

Anspruchsvolle Anforderungen

32 Vermögensverwalter reichten Vorschläge ein, zehn von ihnen schafften es in die Endrunde und wurden eingeladen, ihr Angebot persönlich vorzustellen. Die Dienstleister wussten zu Beginn nicht, dass es sich dabei um einen Test handelte. Erst die zehn eingeladenen Finalisten erfuhren davon.

Die Stiftung Denkmalpflege Hamburg stellte anspruchsvolle Anforderungen an die Bewerber: Sie legte Wert auf den Werterhalt ihres Kapitals sowie auf verlässliche Ausschüttungen von 2,5 Prozent pro Jahr nach Kosten. Darüber hinaus verlangte sie eine transparente Kostenstruktur, ein effektives Management der finanziellen Mittel, um jederzeit ausreichend Liquidität für laufende Ausgaben zu gewährleisten, und idealerweise auch Immobilienexpertise.

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Die Gesamtbewertung des Tests ergab sich aus fünf unterschiedlich gewichteten Kriterien: Den wichtigsten Faktor stellte mit 60 Prozent das Anlagekonzept der Verwalter dar, gefolgt von der Präsentation des Konzepts im Rahmen eines „Beauty Contest“ (20 Prozent). Darauf folgten in der Rangfolge die Investmentkompetenz der Verwalter (zehn Prozent), Transparenz (sechs Prozent) und das Serviceangebot (vier Prozent).

„Gute Anlagekonzepte erkennt man nicht am Hochglanz, sondern an Substanz und Klarheit“, sagt Ralf Vielhaber. Wie in den Vorjahren zeige sich auch beim diesjährigen Markttest, dass sich viele Vermögensverwalter damit schwertun würden, individuelle, auf die Bedürfnisse der Stiftung zugeschnittene Anlagekonzepte zu entwickeln. „Wir sehen eine recht hohe Anzahl an Konzepten, die den Ansprüchen der Stiftung nicht genügen“, sagt Vielhaber. Etwa zwei Drittel der Anbieter hätten Standardkonzepte eingereicht, die kaum auf die Anlagerichtlinien der Stiftung eingegangen seien. „Oft mangelt es an der Fähigkeit, sich in die Lage des Kunden zu versetzen und die Anlagevorschläge laiengerecht und nachvollziehbar zu erläutern.“

Stuttgarter BW-Bank setzt sich durch

Gleichzeitig zeigt der Markttest auch: Ein Drittel der eingereichten Angebote reflektiert die Anforderungen der Stiftung. In den meisten dieser Fälle konnten die Vermögensverwalter dann auch individuell beraten und die Entwicklung der Ausschüttungen verständlich und langfristig darstellen.

In der Gesamtbewertung setzte sich die BW-Bank mit 93,4 von 100 Punkten an die Spitze, gefolgt von der LGT-Bank mit 91,9 Punkten. Die BW-Bank wählte einen ausgewogenen Ansatz: Etwa 57 Prozent des Kapitals will das Finanzinstitut in Aktien investieren, knapp 42 Prozent sollen in Anleihen angelegt werden. Knapp ein Prozent des Kapitals verbleiben als Liquiditätsreserven. Der Fokus liegt auf langfristigem Werterhalt und planbaren Ausschüttungen. Das Konzept integriert ESG-Kriterien konsequent, setzt laut Report auf hohe Diversifikation und eine klare, laienverständliche Struktur. Die erwartete Rendite liegt demnach bei etwa 5,7 Prozent. Die jährlichen Kosten betragen 0,64 Prozent des angelegten Kapitals.

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Die LGT-Bank setzte hingegen auf eine höhere Aktienquote (61,6 Prozent), aber auch auf ungewöhnlich hohe Liquiditätsreserven (19,1 Prozent) – ein klares Signal für Flexibilität und Risikomanagement. Anleihen machen 14,2 Prozent aus, Edelmetalle fünf Prozent. Auch dieses Konzept ist laut Report entsprechend den Anlagerichtlinien auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, bietet eine transparente Kostenstruktur (0,75 Prozent im Jahr) und eine detaillierte Ausschüttungsplanung. Die Renditeerwartung liegt bei 5,8 Prozent.

Auf den weiteren Plätzen folgten die Bank für Kirche und Caritas, HRK Lunis, Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) und die Weberbank. Von den besten sechs Angeboten setzten drei auch auf Edelmetalle, wenngleich mit einem nur geringen Anteil von zwei bis fünf Prozent. Die höchste Aktienquote unter den sechs besten Angeboten verzeichnete die Weberbank mit 70 Prozent. Gleichzeitig wies sie die geringste Anleihequote auf (elf Prozent).

„Adäquate Anlagekonzepte zu unterbreiten – das wird für Vermögensverwalter im Stiftungssektor immer wichtiger.“

Ralf Vielhaber

Neben dem Jahresranking veröffentlicht Fuchs Richter Prüfinstanz auch eine „ewige Bestenliste“, die die Ergebnisse des Markttests der vergangenen zwölf Jahre zusammenfasst: Die BW-Bank führt diese Liste mit 719 Punkten an, gefolgt von LGT-Bank (677 Punkte) und Bank für Kirche und Caritas (675 Punkte). HRK Lunis (Rang 10) oder die Berliner Sparkasse (Rang 15) konnten sich durch wiederholt solide Leistungen erstmals oder erneut im 12-Jahres-Schnitt platzieren.

Vielhaber zieht ein gemischtes Fazit: „Kundenverständliche und stiftungsadäquate Anlagekonzepte zu unterbreiten, anstatt ein Standardangebot aus der Schublade zu holen – das wird für Vermögensverwalter im Stiftungssektor immer wichtiger.  Aber diese Entwicklung könnte durchaus schneller vonstattengehen.“

Tobias Müller ist Redakteur bei DIE STIFTUNG. Er hat Friedens- und Konfliktforschung sowie Journalismus in Frankfurt am Main und Darmstadt studiert. Als Werkstudent arbeitete er für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Im Anschluss folgte eine Tätigkeit als Onlineredakteur beim Magazin Chrismon.