Stiftungsreport: Was leisten deutsche Stiftungen im Ausland?

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1.766 deutsche Stiftungen sind gemäß Datenbank Deutscher Stiftungen im weitesten Sinne in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Das heißt, dass diese Stiftungen Entwicklungszusammenarbeit als Zweck in der Satzung verankert haben, in der Beschreibung ihrer Aktivitäten darauf abstellen, in Mittel- und Südamerika oder Afrika tätig zu sein, oder in einem Entwicklungsland zu operieren. Fest steht: Als politisch unabhängige, zivilgesellschaftliche Akteure übernehmen sie eine wichtige Rolle: Sie fördern Entwicklungsprojekte finanziell, aber bringen auch aktiv fachliche Expertise und Know-how ein.

Über die Arbeit deutscher Stiftungen in der Entwicklungszusammenarbeit war bislang aber wenig bekannt, weswegen der Bundesverband Deutscher Stiftungen gemeinsam mit der Stiftung des Kinderhilfswerkes Plan International, Engagement Global, der Karl Kübel Stiftung sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Daten, Zahlen und Fallbeispiele zusammentrug, die die Arbeit deutscher Stiftungen im Ausland sichtbar machen bzw. untermauern. Das Ergebnis ist der „Stiftungsreport 2017“, der am kommenden Freitag, 28.4. in Berlin offiziell vorgestellt wird.

Heruntergebrochen auf einzelne Stiftungstypen weist der Stiftungsreport 1.214 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts aus, die sich mit Entwicklungszusammenarbeit beschäftigen. Weiters sind dem Bundesverband Deutscher Stiftungen 458 Treuhandstiftungen und 10 Bürgerstiftungen mit Bezug zur Entwicklungszusammenarbeit bekannt. Auch 78 Stiftungen kirchlichen Rechts nehmen sich dem Thema an. Die älteste in der Entwicklungszusammenarbeit tätige Stiftung in Deutschland ist die Missionsanstalt Hermannsburg. Sie wurde 1856 gegründet, um Theologen für die Missionsarbeit im Ausland auszubilden.

Auslandsengagement orientiert sich an globalen Zielen

Im Stiftungsreport finden sich auch viele Good-Practice-Beispiele, die von unterschiedlichsten Stiftungstypen weltweit realisiert werden und die verschiedene thematische Aspekte wie etwa Bildung, Gesundheit, Umwelt oder Kultur abdecken. Das Auslandsengagement dieser Stiftungen orientiert sich meist an globalen Zielsetzungen und Verträgen. Die im September 2015 verabschiedete Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals) verbindet ökonomische, ökologische sowie soziale Themen und bildet den Referenzrahmen für die Aktivitäten in der Entwicklungszusammenarbeit.

60 Prozent der deutschen Stiftungen mit Bezug zur Entwicklungszusammenarbeit sind im Ausland rein fördernd tätig (27 Prozent fördernd und operativ). Diese Stiftungen unterstützen Nichtregierungsorganisationen oder gemeinnützige Vereine. Bei einem knappen Fünftel der Stiftungen können Anträge auf Förderung eingereicht werden. „Ohne das Engagement von Stiftungen wäre ein großer Teil unserer Arbeit nicht möglich.“, sagt etwa Dr. Werner Bauch, Vorstandsvorsitzender des Kinderhilfswerkes Plan International und der Stiftung Hilfe mit Plan, einer der beteiligten Studienpartner. Die Stiftung Hilfe mit Plan beherbergt unter ihrem Dach über 230 Treuhandstifter, mehrere rechtsfähige Stiftungen und 1.700 Förderer, die sich für Projekte von Plan International in über 52 Ländern der Welt engagieren.

Die meisten Stiftungen sind in Afrika tätig

Rund 70 Prozent der Stiftungen im Bereich Entwicklungszusammenarbeit sind in Afrika tätig, gefolgt von Asien mit 61 Prozent vor Ort tätiger deutscher Stiftungen, Süd- und Mittelamerika mit 57 Prozent und Osteuropa mit knapp 43 Prozent. „Mädchen und Frauen sind in vielen Teilen der Welt noch stark benachteiligt, daher unterstützen wir Bildungsprojekte vornehmlich für Mädchen in Südamerika,“ erklärt etwa Stifterin Claudia Jahnke, die mit dem Nachlass ihrer Tante Eva Niemack ihre Stiftungsarbeit begann. 2011 hat sie ihre Stiftung unter dem Dach der Stiftung Hilfe mit Plan gegründet. Von der Arbeit überzeugt sie sich regelmäßig auch vor Ort.

Welche Methoden und Instrumente setzen Stiftungen bei ihren Auslandsaktivitäten ein? Wie gestaltet sich die Kooperation zwischen unterschiedlichen Akteuren aus Zivilgesellschaft, Staat und Wirtschaft? Wie kann diese gelingen? Wieso sind Evaluation und Wirkungsorientierung in der Entwicklungsarbeit so wichtig? Auch das sind Fragen, auf die der Stiftungsreport Antworten geben will.

Für Interessierte: Vorstellung des Stiftungsreports am 28. April 2017, 9:30 bis 11:30, Haus Deutscher Stiftungen, Bundesverband Deutscher Stiftungen, Mauerstraße 93, 10117 Berlin. Eintritt frei.

www.stiftungen.org/stiftungsreport