Die Bundesregierung hat die zentralen Ergebnisse des sechsten Deutschen Freiwilligensurveys 2024 vorgelegt, der das Engagement in Deutschland auf Basis von rund 27.500 Telefoninterviews beschreibt. 36,7 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren – rund 27 Millionen Menschen – engagierten sich freiwillig, womit das Engagementniveau trotz eines leichten Rückgangs seit der letzten Befragung 2019 hoch bleibt.
Die Engagementquote ist von 39,7 Prozent im Jahr 2019 auf 36,7 Prozent im Jahr 2024 gesunken, liegt aber weiterhin über den Werten der frühen Erhebungsjahre 1999 bis 2009. Als Ursachen für den leichten Rückgang werden etwa die Einschränkungen des öffentlichen Lebens während der Corona-Jahre genannt. Dazu kommen strukturelle Zugangshürden und hohe zeitliche, berufliche und familiäre Belastungen vieler potenziell Engagierter. Gleichzeitig investieren Engagierte mehr Zeit und üben ihre Tätigkeiten wieder häufiger wöchentlich aus, sodass die Intensität des Engagements zunimmt.
Am höchsten ist die Engagementquote in den Altersgruppen der 14- bis 29-Jährigen und der 30- bis 49-Jährigen mit jeweils rund 40 Prozent. Frauen und Männer sind insgesamt gleich häufig engagiert, unterscheiden sich aber in bestimmten Lebensphasen, etwa bei Eltern im mittleren Alter oder in der Gruppe der über 75-Jährigen. So engagieren sich Frauen zwischen 30 und 49 Jahren mit jüngeren Kindern deutlich häufiger als Männer in derselben Lebenssituation. Männer ab 75 Jahren sind hingegen häufiger engagiert als gleichaltrige Frauen, obwohl die Beteiligung in dieser Altersgruppe insgesamt deutlich unter den jüngeren Jahrgängen liegt.
Bildung prägt Engagementniveau
Deutliche Unterschiede bestehen weiterhin nach Schulbildung: 2024 engagierten sich 24,6 Prozent der Personen mit niedriger, 35,9 Prozent mit mittlerer und 45,5 Prozent mit hoher Schulbildung; die höchste Quote weisen Schüler mit 48,4 Prozent auf. Der Rückgang seit 2019 fällt bei Personen mit hoher Schulbildung besonders stark aus, während die Veränderungen bei niedriger und mittlerer Schulbildung statistisch nicht signifikant sind.
Zweimal im Jahr erfragt die Redaktion von DIE STIFTUNG die Stimmung im Sektor. Die neue Studie zeigt beim Thema Finanzen relative Stabilität. Am verschobenen Start des Stiftungsregisters scheiden sich allerdings die Geister.
Bei Personen mit Migrationshintergrund liegt die Engagementquote bei 28,4 Prozent und damit niedriger als bei Personen ohne Migrationshintergrund mit 40,1 Prozent. Innerhalb der Gruppe mit Migrationshintergrund engagieren sich Personen ohne eigene Zuwanderungserfahrung mit 36,3 Prozent fast so häufig wie die Gesamtbevölkerung, während Personen mit eigener Zuwanderungserfahrung mit 25,8 Prozent unter dem Durchschnitt liegen – allerdings mit einem Anstieg von 5,7 Prozentpunkten gegenüber 2019.
Das meiste Engagement findet weiterhin in Vereinen statt: 49 Prozent der Engagierten sind dort aktiv. 13 Prozent engagieren sich in eher lose organisierten Gruppen wie Initiativen, Nachbarschaftshilfen oder Projektgruppen, elf Prozent in Kirchen oder anderen religiösen Einrichtungen. Besonders verbreitet ist Engagement im Bereich Sport und Bewegung (13 Prozent), gefolgt vom sozialen Bereich (acht Prozent) sowie Kultur, Schule/Kindergarten und kirchlichen Angeboten (jeweils sechs Prozent).
Mehr Fokus auf einer Tätigkeit
Mehrfachengagement hat leicht abgenommen: Im Durchschnitt üben Engagierte 1,8 freiwillige Tätigkeiten aus, nachdem es 2014 und 2019 noch 2,0 waren. Der Bericht deutet dies als stärkere Konzentration auf eine zentrale Aufgabe bei zugleich wachsender zeitlicher Intensität.
Unter den Nicht-Engagierten erklären 41 Prozent, sie könnten sich in den nächsten zwölf Monaten ein Engagement vorstellen, wobei die Bereitschaft bei jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren mit 66 Prozent besonders hoch ist. Gleichzeitig planen 70 Prozent der aktuell Engagierten, ihre Tätigkeit im nächsten Jahr mit ähnlichem Zeitumfang fortzusetzen, jeweils zehn Prozent wollen sie ausweiten oder reduzieren, sechs Prozent wollen ganz aufhören.
Der Bericht weist darauf hin, dass freiwilliges Engagement trotz Krisen eine tragende Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts bleibt, zugleich aber soziale Ungleichheiten im Zugang zum Engagement fortbestehen. Als zentrale Aufgabe benennt er, Barrieren abzubauen und insbesondere Menschen mit geringerer Bildung, mit eigener Zuwanderungserfahrung sowie Personen in stärker belasteten Lebensphasen – etwa Eltern im mittleren Alter – gezielt zu unterstützen.
Tim Goldau ist Redakteur bei DIE STIFTUNG. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und dem Studium der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Literatur, Kultur, Medien an den Universitäten Marburg und Siegen arbeitete er in der Redaktion eines Außenhandelsverlags.

