Stiftung Polytechnische Gesellschaft: Neues Personal, neue Strategie

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Gesellschaftlicher Zusammenhalt soll der Dreh- und Angelpunkt der neuen Strategie der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt am Main sein. Sie ist demnach künftig in den folgenden neu benannten Bereichen aktiv:

  • Bildungslandschaft und Sprachbildung
  • Wissenschaft, Technik, Berufliche Bildung
  • Bildung für zivilgesellschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit
  • Demokratiebildung
  • Kulturelle Bildung
  • Soziales, Humanitäres, Karitatives

„Lebenswerte, gesunde und solidarische Stadtgesellschaft“

„Wir haben uns gefragt, welchen ganz konkreten und auch praktischen Beitrag die Stiftung Polytechnische Gesellschaft leisten kann, um den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte, gesunde und solidarische Stadtgesellschaft zu hinterlassen“, beschreibt der Vorstandsvorsitzende Prof. Frank E.P. Dievernich ein zentrales Motiv im Strategieprozess.

Die Strategie wird von einem neuen Vorstand umgesetzt. Auf Johann-Peter Krommer folgt mit dem November 2023, wie geplant, Reinhard Krafft als Vorstand für Finanzen, Personal und Organisation. Krommer geht nach achtzehn Jahren Leitungstätigkeit zum Jahresende planmäßig in den Ruhestand – und konnte zu seinem Abschied verkünden, dass die Stiftung inzwischen 100 Millionen Euro für ihre Zwecke eingesetzt hat. Unter Krommers Leitung habe sich das Stiftungsvermögen von anfänglich 397 Millionen Euro auf aktuell 515 Millionen Euro (Marktwert) entwickelt. Die Rendite des Vermögensmanagements lag laut Stiftung zwischen 2006 und 2023 durchschnittlich bei 3 Prozent. Mit Ausnahme des vergangenen Jahres habe die Stiftung damit den realen Kapitalerhalt erreicht, so Krommer bei der Pressekonferenz.

Sprache, Handwerk, Zivilgesellschaft

Ein Schwerpunkt in der Arbeit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ist und bleibt die Sprachförderung. Bestehende Projekte wie der Deutschsommer oder das Diesterweg-Stipendium will die Stiftung auch im neu benannten Bereich Bildungslandschaft und Sprachbildung weiterentwickeln und ausbauen.

Im Bereich Wissenschaft, Technik, Berufliche Bildung will die Stiftung Polytechnische Gesellschaft neben der möglichst frühen Heranführung an die MINT-Fächer verstärkt Interesse an handwerklicher Betätigung an Schulen wecken. „Dies soll ein wesentlicher Impuls sein, um die Attraktivität des Handwerks zu steigern“, so die Stiftung. Ein weiteres neues Projekt in Kooperation mit der IHK und der Handwerkskammer nimmt zudem besonders begabte Auszubildende in den Blick (Main Akademie).

Im Kontext zivilgesellschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit solle es künftig auch darum gehen, erfolgreiche Projekte wie die Bürger-Akademie an Frankfurter Unternehmen zu transferieren, um zu mehr zivilgesellschaftlichem Engagement und Nachhaltigkeitspraxis zu motivieren. Ein offenes Fortbildungsprogramm der Bürger-Akademie soll Vernetzung und Qualifikation bieten. Bis 2028 will die Stiftung hier pro Jahr 600 Menschen fortbilden.

Neu ist der Bereich Demokratiebildung. Darunter versammeln sich Aktivitäten wie das bestehende Programm Junge Paulskirche, aber auch neue Programme wie „Demokratie in der Stadt“, das sich an Jungwählerinnen und -wähler richtet oder „Junges Forum Demokratie“ für junge Studierende im Schwerpunkt der technischen Studiengänge. Es gehe der Stiftung darum, „vor allem zentrale Grundprinzipien unserer demokratisch verfassten Gesellschaft zu vermitteln“. Hinzu kommen zukünftig Initiativen in der Breitenförderung speziell für Real- und Berufsschulen.

Im Feld der Kulturellen Bildung bleibe die Stiftung bei ihrer breit gefassten Förderpraxis und auch der Unterstützung von Schwerpunktthemen wie der Förderung musikalischer Bildung (beispielsweise bei Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!, dem Opernstudio oder Sinfonik für Kindergärten, das pro Jahr 2.000 Kitakinder mit klassischer Musik in Berührung bringt) sowie in der Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe, wie es die Stadtteil-Historiker verfolgen.

Vor dem Hintergrund aktueller globaler Krisen und eines damit verbundenen steigenden Drucks auf die Bevölkerung soll der Bereich Soziales, Humanitäres, Karitatives einen zentralen Platz in der Stiftungsarbeit einnehmen. Neben bestehenden Initiativen im Bereich der Frühen Hilfen, wie den Babylotsen und den Willkommenstagen in der frühen Elternzeit, arbeiteten die Stiftungsmitarbeiter derzeit an einem neuen Programm zur Linderung von Einsamkeit und Armut im Alter, bei dem Ärzte eine besondere Lotsenfunktion einnehmen sollen.

Impulse durch Kleinstbeträge

Zusätzlich zu ihrer eigenen operativen Arbeit investiert die Stiftung Polytechnische Gesellschaft rund 25 Prozent ihrer satzungsmäßigen Aufwendungen jährlich in die Förderung von vielversprechenden Projekten Dritter zum Wohle der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger. Einen Förderschwerpunkt für die kommenden Jahre bilde das Thema psychische Gesundheit. Die Stiftung werde darüber hinaus auch Mikrofonds einführen, um eine niedrigschwellige Förderung von Bürgerinnen und Bürgern mit Kleinbeträgen zu ermöglichen – mit dem Ziel, Initiativen zu ermöglichen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Nachbarschaft stärken. Hierbei handelt es sich um Größenordnungen von bis zu 300 Euro, so Dievernich auf Nachfrage.

Keine Zukunft haben bei der Stiftung Polytechnische Gesellschaft hingegen der Polytechnik-Preis sowie der Rechtschreibwettbewerb an Gymnasien – anders als als an anderen Schulformen. Dievernich betonte im Pressegespräch den großen finanziellen Aufwand der mit 75.000 Euro dotierten Auszeichnung für Fachdidaktiker und Lehr-Lernforscher in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dievernich zeigte sich zuversichtlich, künftig auch ohne diesen Faktor exzellente Wissenschaftler für Projekte nach Frankfurt holen zu können.