Infrastruktur ist allgegenwärtig und unverzichtbar – und bietet Investmentmöglichkeiten für Kapitalmarktanleger. Im Gespräch mit DIE STIFTUNG erklärt Bantleon-Portfoliomanagerin Susanne Linhardt, was Basisinfrastrukturaktien für Stiftungen interessant machen kann.

Warum sind Infrastrukturinvestments für Stiftungen interessant?

Susanne Linhardt: Dafür gibt es drei Gründe. Erstens bietet Infrastruktur langfristiges Wachstum und kann die Ressourcen schonen, um künftige Generationen am heutigem Wohlstand teilhaben zu lassen. Viele börsennotierte Infrastrukturunternehmen wirtschaften entsprechend und tragen somit zum Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele bei. Zweitens handelt es sich um defensive Geldanlagen. Bei Bantleon suchen wir gezielt Unternehmen aus dem Bereich Basisinfrastruktur aus, also aus den Sektoren, die essenziell für Wirtschaftswachstum sind, wie Transport, Stromversorgung und Telekommunikation. Durch den Fokus auf Basisinfrastruktur haben unsere Portfolios geringere Schwankungen als der breite Aktienmarkt. Drittens haben Infrastrukturaktien durch ihre langlebigen Verträge und vorhersehbaren Zahlungsströme jährliche Ausschüttungen, die durchschnittlich über vier Prozent liegen.

Zum Infrastrukturbegriff: verändert er sich? Wo ist die Abgrenzung zur Basisinfrastruktur?

Susanne Linhardt ist Senior-Portfoliomanagerin für Infrastruktur bei Bantleon. Foto: Bantleon

Linhardt: Durch den weltweit wachsenden Bedarf an Infrastruktur beschäftigen sich immer mehr institutionelle Investoren, also auch Stiftungen, mit diesem Anlagethema. Weil die Erwartungen der Investoren sehr unterschiedlich sind, ist eine Differenzierung notwendig. Neben dem Bereich der Basisinfrastruktur schließen globale Infrastrukturindices oft auch zyklische Bereiche wie Ölproduktion, Bauunternehmen und Fluglinien ein – mit entsprechend starken Kursschwankungen. Basisinfrastrukturaktien hingegen zeichnen sich durch geringe Drawdowns und konstant hohe Dividenden aus, wofür es mehrere Gründe gibt: monopolistische Geschäftsmodelle mit hohen Markteintrittsbarrieren, langlebige Verträge, stetige Cashflows der Unternehmen, ausgeprägte Robustheit gegenüber Konjunkturschwankungen und Verträge, die gestiegene Kapitalkosten sowie Inflation berücksichtigen. Weil Basisinfrastruktur von einem sehr breiten Spektrum an unterschiedlichen Kurstreibern profitiert, wirken im Portfolio stabilisierende Korrelationseffekte. Dadurch kann in der Asset Allocation ein Mehrwert erreicht werden. Dazu zählen Spezialsituationen wie Privatisierungen und M&A genauso wie Anpassungen bei den regulierten Geschäftsmodellen von Versorgern. Wegen dieser positiven Eigenschaften konzentrieren wir uns auf Basisinfrastruktur. Zudem investieren wir nur sehr selektiv in klassische Telekommunikationsanbieter, da dieser Sektor stark von Angebot und Nachfrage getrieben ist. Hier bevorzugen wir Betreiber von Telekommasten sowie Telekommunikationsanbieter, die ihr eigenes Netz besitzen, also quasi eine Monopolstellung haben.

Was spricht für börsennotierte Infrastrukturinvestments?

Linhardt: Börsennotierte Infrastrukturunternehmen sind ideal für eine defensive Ausrichtung der Aktienquote. Im Gegensatz zum breiten Aktienmarkt profitiert der Investor von einer deutlich größeren Stabilität und im Vergleich mit Direktinvestitionen von der Möglichkeit der aktiven Steuerung, von hoher Liquidität und Transparenz. Hinzu kommt, dass die regulatorisch bedingt hohe Nachfrage nach Direktinvestitionen teilweise zu vergleichsweise günstigeren Bewertungen bei börsennotierten Infrastrukturunternehmen geführt hat.

Welche Nachteile und Risiken gibt es?

Linhardt: Änderungen der staatlichen Regulierung können einen enormen Einfluss auf Geschäftsmodelle haben, positiv wie negativ. Daher haben wir einen Fokus auf Länder, deren Regulierung stabil ist und berücksichtigen in der Unternehmensanalyse auch besonders das Thema Regulierung. Nachhaltigkeitsrisiken gibt es ebenfalls – etwa in der Energieproduktion sowie bei fossilen Brennstoffen. Deshalb liegt unser Fokus im Energiebereich auf erneuerbaren Energien. Wir investieren ausschließlich in Unternehmen, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit erneuerbaren Energien machen oder dieses Segment stark ausbauen.

Wo sind Sie aktiv?

Linhardt: Wir investieren vorwiegend in Unternehmen der Eurozone und mit Fokus auf ausgewählte Länder sowie Sektoren. Mitte 2019 werden wir einen Publikumsfonds für Basis-Infrastruktur auflegen, der darüber hinaus auch opportunistisch die Chancen globaler Infrastruktur-Unternehmen nutzt. Dabei liegt der Fokus auf Regionen mit den größten Wachstumsraten im Bereich Infrastruktur sowie auf Ländern, die interessante Diversifizierungsmöglichkeiten bieten. Auch bei dem globalen Ansatz achten wir auf ein solides regulatorisches Umfeld. Portfoliounternehmen könnten zum Beispiel aus den entwickelten Ländern Asiens, den USA sowie aus Lateinamerika kommen.

Wie nah sind Sie an den Projekten dran?

Linhardt: Vor jeder Investition steht eine fundamentale Unternehmensanalyse. In diesem Rahmen werden Geschäftsmodell, Wachstumsaussichten, Wettbewerbsposition und Marktumfeld durchleuchtet. Wir legen hier einen besonderen Fokus auf Regulatorik. Neben der regulatorischen Stabilität interessieren uns hier ganz besonders die Transmissionsmechanismen für die Weitergabe von Inflation, Kapitalkostenveränderungen und gestiegenen Inputpreisen an die jeweiligen Kunden. Und nicht zuletzt sprechen wir natürlich mit Vertretern der Unternehmen, um ein vollständiges Bild zu bekommen.

Infrastruktur ist ein Megatrend. Wie ist es generell um die Umsetzung der Aufgabe bestellt?

Linhardt: Seit Jahren wissen die meisten Staaten, dass sie mehr Geld in ihre Infrastruktur investieren müssen, während die Finanzierungslücke stetig wächst. Bisher haben aber nur wenige Regierungen große Infrastrukturprogramme verkündet, China beispielsweise. Anfang des Jahres beim Weltwirtschaftsforum in Davos wurde nochmal der Zusammenhang zwischen Infrastruktur, Wachstum und der Reduzierung von Umweltrisiken deutlich gemacht. Die öffentliche Debatte über das Thema kann helfen, Regierungen dazu anzuregen, langfristige Infrastrukturprogramme aufzulegen. Jede Verzögerung lässt die Kosten weiter steigen.

Doch wenn es mal losgeht, können Anleger das nutzen?

Linhardt: Es gibt bereits jetzt viele attraktive Anlagemöglichkeiten. In Deutschland ist die Auswahl an börsengelisteten Infrastrukturunternehmen allerdings gering, deshalb müssen Anleger zumindest in das europäische Ausland schauen oder sich global orientieren.

Wie sieht es mit Zuverlässigkeit aus bei Privatisierungen?

Linhardt: Privatisierungen beziehungsweise Kooperationen von Staaten und Privatunternehmen, also Public-Private-Partnerships, sind notwendig, um die enormen Investitionen in Infrastruktur leisten zu können. Es gibt viele Beispiele, bei denen das sehr gut funktioniert, etwa bei den spanischen und kanadischen Mautstraßen. Auch der Bereich Umweltdienstleistungen wird immer interessanter für eine solche Zusammenarbeit. So wächst durch Demografie sowie Urbanisierung das Müllaufkommen und damit der Bedarf an umfassenderen Recyclingmethoden. Das führt zu mehr Kooperationen mit spezialisierten Unternehmen in diesem Bereich.

Nachhaltigkeit ist also Markttreiber?

Linhardt: Ja, für Infrastruktur sogar ein sehr wichtiger. Ein erheblicher Teil eines Infrastrukturportfolios kann aus Versorgern bestehen. Vor allem in Europa ist dabei der Ausbau erneuerbarer Energien ein großes Thema, welches zu 100 Prozent mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Durch stetigen Energiebedarf, den Ausbau der Kapazitäten für erneuerbare Energien und die Notwendigkeit eines energieeffizienten Wirtschaftens können hier Unternehmen aus den Bereichen elektrischer Strom, Energienetze, Energieproduzenten und Umweltdienstleister besonders profitieren.

Welche Perspektive sollten Investoren haben?

Linhardt: Wir empfehlen eine Mindestanlagedauer von drei Jahren. Die Themen, über die wir gesprochen haben, werden uns mehrere Jahrzehnte begleiten, dementsprechend lange erwarten wir attraktives Kurswachstum im Bereich Basis-Infrastruktur sowie geringe Kursschwankungen in konjunkturellen Abschwungphasen. Zusätzlich wird die Haltedauer mit Dividenden von über vier Prozent pro Jahr versüßt.

 

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