Mittels Impact Investing können auch kleine Stiftungen solide Renditen mit einer Verlängerung ihres Stiftungszwecks kombinieren. Zur Akzeptanz fehlen einheitliche Standards und prominente Erfolgsgeschichten.

In der Niedrigzinssituation ist die Vermögensanlage ein leidiges Thema. Vor allem kleinen Stiftungen fehlt es an Zeit und Know-how, um ihren Kapitalstock gewinnbringend anzulegen. Während sie früher ihr Geld mehrheitlich in Anleihen liegen hatten, erhöhen Stiftungen seit Jahren ihre Aktienquote, um niedrige Erträge auszugleichen. Ist Impact Investing eine lohnende Ergänzung?

Grob übersetzt handelt es sich bei Impact Investing um eine wirkungsorientierte Geldanlage. Ein Impact-Investor legt sein Kapital nur in denjenigen renditeträchtigen Finanzprodukten an, die einen messbaren Mehrwert für die Gesellschaft erbringen. Doch so banal das theoretisch klingt, so komplex ist es in der Praxis. Denn schon in der verwendeten Definition stecken zwei Knackpunkte, derentwegen viele Anleger einen Einstieg ins Impact Investing scheuen: die Messbarkeit des gesellschaftlichen Mehrwerts und die Rendite der Anlagen.

Impact Investing ermöglicht doppelte Rendite

Dabei gibt es an beiden Fronten bereits Erfolge zu vermelden, seit die Impact-Bewegung in den frühen Nullerjahren aufkam. „Längst ist der Beweis erbracht, dass man mit seinem Kapital nicht entweder etwas Gutes tun oder Rendite erwirtschaften kann, sondern sowohl als auch“, sagt Ralph Suikat. Er ist Hauptgesellschafter und Vorsitzender des Aufsichtsrats des Multi-Family-Office 4L Capital, das ausschließlich in Projekte und Unternehmen mit Impact investiert und das Geld seiner Kunden damit sehr erfolgreich vermehrt.

Für Stiftungen hält Suikat Impact Investing für besonders logisch, denn sie könnten damit ihre Arbeit nachhaltig unterstützen. „Eine Kinderrechtsorganisation könnte etwa in Start-ups investieren, die Schulen in Entwicklungsländern bauen. Das wäre eine Verlängerung des Zwecks, den sie auch mit ihren Projekten verfolgt“, so Suikat. Impact-Investoren sprechen von einer „doppelten Rendite“.

Weshalb lassen trotzdem nur sehr wenige Stiftungen ihr Kapital mit Sinn wirtschaften?

Schwer quantifizierbar?

Generell ist Impact Investing noch eine Nische im Finanzmarkt: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group flossen lediglich 0,7 Prozent des professionell verwalteten Anlagevermögens 2019 in Anlagen mit Impact-Charakter. Zwar ziehen die Wachstumsraten langsam an. Immer mehr Vermögende beschäftigen sich mit der Möglichkeit, ihr Kapital sinnvoll einzusetzen, um die Probleme der Welt zu lösen.

Daher legen sich auch klassische Finanzprodukte immer häufiger Nachhaltigkeitskriterien zugrunde, die die plakativsten Risiken wie Waffenhandel und Menschenrechtsverletzungen ausschließen. Dem Wunsch, sein Kapital noch konkreter als nur über Ausschlüsse wirken zu lassen, entspricht die Impact-Investing-Bewegung. Doch vielen Anlegern fällt der Schritt in Wirkungsanlagen trotzdem schwer. Denn Impact wirkt wie ein Kriterium, das sich schlecht greifen lässt.

„Die Wirkung eines Investments ist messbar.“

Anna Sophie Lott, Investment Director bei Bonventure

Zu Unrecht, findet Anna Sophie Lott, Investment Director bei der Fondsgesellschaft Bonventure. „Die Wirkung eines Investments ist durchaus messbar.“ 2003 legte das Unternehmen aus München den ersten Impact-Fonds Kontinentaleuropas auf und hat inzwischen drei weitere Fonds an den Markt gebracht. „Für unsere sogenannten High-Impact-Investments qualifizieren sich Unternehmen, deren Geschäftsmodell nachweislich zur Lösung eines sozialen oder ökologischen Problems beiträgt“, erklärt Lott.

Input, Output, Outcome, Impact

Die Wirkung der sogenannten Sozialunternehmen oder Impact Businesses messen sie und ihre Kollegen über eine unternehmensspezifische Wirkungsanalyse entlang des „Theory of Change“-Modells, das der IOOI-Logik folgt, kurz für Input, Output, Outcome, Impact. „Wir haben uns zum Beispiel bei einem Unternehmen engagiert, das Diensträder an Mitarbeiter least“, erklärt die Finanzexpertin. „Input ist unsere Finanzierung, ein Output ist beispielsweise die Anzahl der Fahrräder, die geleast wurden, Outcome sind die Tonnen an CO2 die durch die Nutzung des Fahrrads statt des Auto eingespart wurden, und Impact ist der Rückgang von Krankheitstagen dank gesteigerter Bewegung.“ Diese quantifizierbaren Parameter könne das Sozialunternehmen über die Investitionsperiode kontinuierlich erheben und berichten.

Info

Finanzprodukte im Bereich des Impact Investing umfassen Direktinvestitionen, Fonds, Mikrofinanzfonds, Social Bonds und Green Bonds.

Viele Investoren aus der Stiftungsbranche überzeuge das bis dato leider nicht, bedauert Lott. In den vier High-Impact-Fonds von Bonventure liege wenig Kapital von deutschen Stiftungen. „Dass sich bei Impact Investments Rendite und Risiken besser die Waage halten als in klassischen Venture-Capital-Fonds, ist vielleicht zu wenig bekannt.“

Mindestens zehn Prozent Rendite

Bryan Scheler von der BMW Foundation Herbert Quandt hält es für kurzsichtig, dass Stiftungen Impact Investing bislang nicht im größeren Stil für sich nutzen. „Ihnen entgeht eine wirkungsvolle Möglichkeit, mit ihrem Kapital Wirkung zu erzielen. Außerdem lassen sie jede Menge Rendite liegen. Denn Impact-Fonds fahren häufig rund zehn Prozent Rendite ein, teils deutlich mehr.“ Der Bonventure-Fonds-III beispielsweise erzielt sechs Jahre nach Auflegung eine Nettorendite von neun Prozent pro Jahr. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind das beachtliche Erträge.

„Für kleine Stiftungen sind Impact-Fonds sinnvoller als eine Direktbeteiligung.“

Bryan Scheler, BMW Foundation Herbert Quandt

Die BMW Foundation betreibt seit 2011 Impact Investing. Die 2016 mit der Eberhard-von-Kuenheim-Stiftung zusammengelegte Organisation will laut Satzung Führungspersonen dazu inspirieren, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Insofern ist Impact Investing in sich schon eine Verfolgung des Stiftungszwecks.

„Begonnen haben wir vorwiegend mit philanthropischen Direktinvestitionen in ausgewählte Unternehmen“, berichtet Scheler, der im dreiköpfigen Invest-Team die Impact-Investing-Strategie der Stiftung entwickelt und umsetzt. Mittlerweile investierten sie aber nur noch in Fonds.

Gestreutes Risiko mit Fonds

Bei Direktinvestments sei der Impact am stringentesten nachzuvollziehen, findet Scheler. Allerdings sei es aufwendig und komplex, Unternehmen adäquat zu bewerten und regelmäßig in Kontakt mit den Beteiligungsunternehmen zu stehen. „Das ist für kleine Stiftungen nicht zu leisten und eigentlich nur etwas für Finanzexperten.

Für Organisationen mit begrenzten personellen und zeitlichen Kapazitäten sind Fonds als Anlageprodukte sicherlich sinnvoller“, rät er. Da Fonds aus mehreren Unternehmensbeteiligungen bestehen, sei das Ausfallrisiko zudem niedriger. „Und wer – wie wir – seine Impact Investments über mehrere Fonds streut, kann sein Risiko noch weiter diversifizieren.“

In Arbeit: einheitliche Standards

Für die Impact-Bewertung empfiehlt er das IMP-Framework, einen Richtlinienkatalog, den die Privatinitiative „Impact Management Project“ herausgegeben hat und der den Impact von Investmentmöglichkeiten anhand bestimmter Kriterien bewertet. Das IMP unterstützen unter anderem die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die International Finance Corporation (IFC) und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep).

Auch die Bundesinitiative Impact Investing (Biii) hat sich als Ziel gesetzt, einheitliche Maßstäbe und Standards zu erarbeiten, anhand derer sich Impact Investing professionalisieren kann. Ende 2018 wurde die Vereinigung von einer Expertengruppe der Bertelsmann-Stiftung und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMWi) gegründet.

Als geeignete Grundlage für einen einheitlichen Standard haben die Experten die Sustainable Development Goals (SDG) der UN identifiziert. Durch ihre Bekanntheit „eignen sie sich als universelles Gerüst zur Wirkungsmessung“, schreibt die Biii auf ihrer Website. Quantifizierbare Leitlinien, die man aus den breit gefassten Entwicklungszielen ableiten kann, bleibt die Initiative aber bislang schuldig.

Eine Frage des Mindset

Für den Einstieg ins Impact Investing brauche man weniger Kapitalmarktkenntnisse, als viele Stiftungsverantwortliche fürchteten, ist Scheler sich sicher. „Es ist eher eine Frage des Mindsets: Kann ich mich damit anfreunden, eine riskantere Anlageklasse in mein Portfolio aufzunehmen, das Stiftungskapital aktiv arbeiten zu lassen und nicht irgendwo liegen zu sehen. Wenn ja, kann ich einen kleinen Teil meines Portfolios mal in einen Impact-Fonds investieren und so in den Markt hineinfühlen.“

Info

Stiftungen, die Impact-Investitionen ausschließlich in dem Bereich tätigen möchten, in dem sie sich laut Stiftungszweck betätigen (beispielsweise Umweltschutz), sollten sich von einem Anlageberater ein eigenes Portfolio zusammenstellen lassen. Die meisten Impact-Fonds sind thematisch gemischt.

Die Mindestanlagevolumen liegen meist zwischen 200.000 und 500.000 Euro. Anna Sophie Lott von Bonventure sieht das ähnlich: „Wir stellen unseren Investoren quartalsweise Finanz-und Impact-Reports zur Verfügung und informieren sie mehrfach im Jahr auf Veranstaltungen. Die Gesellschafter müssen sich nicht selbst um die Investments kümmern oder Erfahrung im Risikokapital-Management mitbringen.“

Impact Investing wird kein Nischenmarkt bleiben, da ist Ralph Suikat sich sicher. „Sobald sich die Tatsache herumgesprochen hat, dass man mit Investitionen mit Wirkung nicht weniger, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar mehr Rendite kassiert als in traditionellen Investments, wird es keinen Grund mehr geben, kein Impact Investing zu betreiben“, sagt er prophetisch.

Ob der Stiftungssektor bei dieser Entwicklung Vorreiter oder Nachzügler ist, werden auch Erfolgsgeschichten beeinflussen, die sich im Sektor herumsprechen. Eines ist klar: Wenn das gesamte Kapital, das in deutschen Stiftungen liegt, richtig eingesetzt wird, entsteht ein starker Hebel, um gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen.

 

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