Die Medienlandschaft verändert sich: Der PR-Sektor spielt eine wichtige Rolle. Fake News werden in sozialen Medien schneller verbreitet denn je. Printmedien haben mitunter Schwierigkeiten, sich finanziell über Wasser zu halten. Aber was haben Schweizer Stiftungen damit zu tun?
Mehr, als man denken mag. Zumindest könnten Stiftungen mehr damit zu tun haben. Dieser Meinung waren die Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Der Beitrag von Stiftungen zur Wissensvermittlung und Meinungsbildung in einer demokratischen Gesellschaft“ beim Schweizer Stiftungstag.
Schweizer Stiftungen können Lücken füllen
„70 Prozent der Jugendlichen finden gute politische Bildung wichtig“, sagt Stefanie Bosshard, Geschäftsleiterin des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente (DSJ) – und bezieht sich dabei auf den neuesten Easyvote-Politikmonitor des DSJ. An Schweizer Schulen erhielten sie diese aber selten. Mit Jugendparlamenten, neutralen Informationen für Stimmberechtigte im Netz oder einer Online-Plattform, auf der Jugendliche mit jungen Nationalräten in Kontakt treten, versucht die Organisation, diese Lücke zu füllen.
Hierbei stehe der DSJ allerdings relativ alleine da im Dritten Sektor, stellte Moderator Christoph Degen von Pro Fonds, dem Dachverband gemeinnütziger Stiftungen der Schweiz, fest: „Etwa ein Dutzend von den 13.000 gemeinnützigen Stiftungen sind in den Bereichen Medienförderung oder politische Partizipation tätig.“ Engagement im Promillebereich.
„Verblüffend“ findet Mark Eisenegger, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Zürich, und fragt sich, ob Medien und Demokratie vielleicht zu sehr für selbstverständlich erachtet würden? Oder ob eine gewisse Demokratiemüdigkeit bestehe? Es müsse in jedem Fall etwas getan werden. „Ohne Journalismus keine Demokratie. Und ohne Demokratie kein Wohlstand“, begründet Eisenegger. Und Beat Glogger, Chefredaktor des Wissensportal higgs.ch und Initiator der Stiftung Wissen für alle, fordert die Stiftungen auf: „Bewegen Sie sich.“
Ist politische Bildung unpolitisch?
Vor allem steht dem verstärkten Stiftungsengagement in den Bereichen Medien und Politik laut Bosshard eine falsche Vorstellung im Weg: „Viele denken, politische Bildung müsse politisch gefärbt sein. Das ist aber keineswegs der Fall.“ Der DSJ wolle nun eine Stiftung zur Nachwuchsförderung im staatspolitischen Engagement gründen. Auch das Engagement anderer Stiftungen sei gefragt: als Geldgeber, als Investoren, als Kooperationspartner.
Auf higgs.ch versuche man bereits, die „Snapchat-Generation“ zu erreichen, so Glogger. Mit Bildern und Videos werden dort wissenschaftliche Themen aufbereitet und eingeordnet und Studien bewertet – danach, wer sie gemacht und bezahlt hat oder wie viele Probanden teilgenommen haben.
Neue Themen für den Dritten Sektor
Noch stehen im Dritte Sektor die Themen politische Bildung, Demokratie oder Förderung unabhängiger Medien eher selten im Mittelpunkt. Oder Organisationen halten bewusst Abstand dazu. Aber nicht zuletzt dafür sind Stiftungsveranstaltungen wie der Schweizer Stiftungstag schließlich da: um Themen auf die Agenda des Dritten Sektors zu holen, die noch weniger präsent sind.