Der Konflikt in Syrien und die Flüchtlinge sind sowohl in den Medien als auch in den Köpfen und Gesprächen der Menschen präsent. Weniger gegenwärtig ist den meisten hingegen, welche Herausforderungen Menschen mit Behinderung im Allgemeinen haben, und besonders im Kontext von Flucht, Bürgerkriegen oder Vertreibung. Beim StiftungsDialog „Flucht und Behinderung – Am Beispiel der Nothilfe in Syrien“ standen diese Menschen, ihre Bedürfnisse und auch Lösungsansätze zu ihrer Unterstützung, im Fokus.

Der Konflikt in Syrien und die Flüchtlinge sind sowohl in den Medien als auch in den Köpfen und Gesprächen der Menschen präsent. Weniger gegenwärtig ist den meisten hingegen, welche Herausforderungen Menschen mit Behinderung im Allgemeinen haben, und besonders im Kontext von Flucht, Bürgerkriegen oder Vertreibung. Beim StiftungsDialog „Flucht und Behinderung – Am Beispiel der Nothilfe in Syrien“ standen diese Menschen, ihre Bedürfnisse und auch Lösungsansätze zu ihrer Unterstützung, im Fokus.
Von Sabine Kamrath

 

Behinderung

Susanne Wesemann sprach über Menschen mit Behinderung in der humanitären Hilfe. Foto: Anna Singer

Zu den Lösungsansätzen, um Menschen mit Behinderung zu helfen, zähle, wie Susanne Wesemann, Geschäftsführerin der humanitären Hilfsorganisation Handicap International ausführte, nicht nur das Schaffen von Sicherheit und Schutz – auch die Stärkung von den Rechten der Betroffenen sei essenziell. „15% der Menschen leben mit Behinderungen, es handelt sich also eigentlich nicht um eine Randgruppe. Daher sollten wir diese Menschen auch nicht als solche wahrnehmen“, betonte sie. Zudem verwies sie auf die Korrelation zwischen Armut und Behinderung sowie Alter und Behinderung. „Hier müssen wir ansetzen, um diese Abhängigkeiten aufzubrechen“, meinte sie. Erschwerend komme hinzu, dass sogar viele Hilfsangebote nicht behindertengerecht seien.

Menschen mit Behinderungen seien meist stärker den negativen Folgen der Krisen ausgesetzt und müssten diskriminierende Situationen aushalten. Kulturell sei es vielfach ein Problem, dass Menschen mit Behinderung beinahe „unsichtbar“ in der Gemeinschaft seien, entweder aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität, aber auch weil sie von ihren Familien versteckt würden. Besonders betroffen seien Frauen und Mädchen. Gerade an dieser Stelle sei das politische Engagement wichtig, um das gesellschaftliche Bewusstsein zu verändern, Barrieren abzubauen, Schutz und Gesundheitsförderung zu verbessern und Inklusion zu ermöglichen. Zum Schutz zähle vor allem auch Prävention, beispielsweise eine systematische Kampfmittelräumung oder Aufklärung der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten.

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Nivin Almousa Almaksour (links) engagierte sich für Handicap International in den Flüchtlingscamps an der syrischen Grenze und tut es nach ihrer Flucht nach Deutschland weiterhin. Für sie dolmetscht Sophia Deeg (rechts). Foto: Anna Singer

Handicap International setzt sich dort dafür ein, die Lebensgrundlage der Menschen durch Nothilfe und Langzeithilfe sicherzustellen. Die Expertise der Mitarbeiter wird genutzt, um den Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen wieder Teilhabe zu ermöglichen. Zudem stehen umfängliche Maßnahmen zur Rehabilitation im Zentrum der Tätigkeiten. Dabei stützt man sich auch auf lokale Kompetenzen, wie am Beispiel von Nivin Almousa Almaksour erläutert wurde. Die junge Syrerin lebt mittlerweile zusammen mit ihrem Mann in Deutschland und arbeitete zuvor bei Handicap International in den Flüchtlingscamps an der syrischen Grenze, bis sie selbst fliehen musste. Auch jetzt engagiert sie sich für die Hilfsorganisation. „Es ist entscheidend für ein nachhaltiges und erfolgreiches Engagement, das Potenzial vor Ort zu nutzen – seien es Menschen mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten, Rohstoffe und Materialien für beispielsweise Prothesen, oder kulturelle Besonderheiten“, erläutert Thomas Schiffelmann, Leiter des Marketings von Handicap International. Nivin Almousa Almaskour schilderte eindrucksvoll ihren Weg, und manchem Zuhörer wurde wieder bewusst, in welch friedlicher, privilegierter Situation wir uns befinden.

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