Die Stiftung Nord-Süd-Brücken fördert eigentlich entwicklungspolitische Bildungsprojekte. Nun konnte sie in Berlin die Mieterschaft eines Hauses vor der Verdrängung bewahren – indem sie Stiftungsvermögen in den Hauskauf investierte. Dies ist der erste Vorkaufsfall dieser Art in Berlin.

„Wir kaufen unser Haus, damit es niemandem gehört“, titelt die Website der Zossener Straße 48 in Berlin-Kreuzberg. Noch vor einem Jahr sah das ganz anders aus: Im Dezember 2016 erfuhren die Mieter, dass ihr Haus verkauft wurde, und zwar, wie bald klar wurde, zu Spekulationszwecken. Die Kommune konnte ihr Vorkaufsrecht geltend machen, da das Haus in einem Milieuschutzgebiet liegt. Die 2,8 Millionen Euro konnte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zwar nicht selbst stemmen, dafür sein Vorkaufsrecht weitergeben – und die Mieter konnten die Stiftung Nord-Süd-Brücken dafür gewinnen.

Vorteile auch für die Stiftung Nord-Süd-Brücken

Die Stiftung Nord-Süd-Brücken ihrerseits versuchte schon seit längerem eine Immobilie zu erwerben, um diese dann im Erbbaurecht an die Bewohner weiter zu geben. „Etwa ein Drittel unseres Vermögens möchten wir aus Gründen der Diversifizierung gern in Grund und Boden bzw. Immobilien investieren. Und zwar direkt und nicht in Immobilienfonds, auch wenn Immobilienfonds vielleicht erst einmal einfacher aussehen für eine Stiftung“, erklärt Ingrid Rosenburg, die bei der Stiftung für die Vermögensanlage verantwortlich ist. Entscheidend für die Stiftung war beim Kauf, dass die Bewohner sich stark engagiert haben: „Wir wollen am Ende ja nicht das Mietshaus besitzen und verwalten, und damit einen Eigentümer durch den anderen ablösen. Wir wollen, dass die Bewohner im Erbbaurecht das Haus selbst verwalten“, so Rosenburg.

Ethische Geldanlage

„Ich würde das als ethische Geldanlage bezeichnen“, erklärt Rosenburg. „Weil es einer ansässigen Wohnbevölkerung ermöglicht, weitgehend über ihren Wohnraum und dessen Entwicklung zu bestimmen. Und weil es die Bewohner davor schützt, Investoren ausgesetzt zu sein, die Wohnraum vor allem als Ware sehen mit der man möglichst schnell möglichst viel Profit machen kann. Wie man es ja leider in Berlin momentan an vielen Orten sehen kann.“

Nun suchen die Mieter noch nach Unterstützern, die mit Direktkrediten dem von den Mietern gegründeten Verein helfen, Eigenkapital – insgesamt 300.000 Euro – für den Hauskauf aufzubringen. Dies könnte eine Möglichkeit für kleinere Stiftungen sein, so Rosenburg: „Allerdings muss dabei beachtet werden, dass diese Direktkredite mit einer Nachrangklausel vereinbart werden, d. h. es kann bei einer Insolvenz des Hausvereins zu einem Totalverlust kommen.“ Für größere Summen empfiehlt Rosenburg ein grundbuchlich besichertes Darlehen, wobei die Beschränkungen des Kreditwesengesetzes zu beachten seien.

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